PB-LR Teil 1: Von
Altenbeken über Kloster Dalheim nach Bad Wünnenberg
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Bergiger Auftakt
zur
Paderborner Land-Route
Selbst
mit dem E-Bike fordert diese Etappe vom Radler ihren Tribut
60
Kilometer können verdammt anstrengend sein, wenn sie mit zahlreichen
Steigungen gespickt sind wie meine erste Etappe der 2006 eröffneten Paderborner
Land-Route. Ein guter Einstiegsort ist Altenbeken, das mit der Bahn aus
Nord wie Süd gut zu erreichen ist und dessen Bahnhof immerhin so hoch
liegt, dass der Radler es erst einmal rollen lassen kann. Wohin es
geht, ist allerdings am Bahnhof nicht ausgeschilder: den Berg runter und
dann an der Hauptstraße nach rechts bis zum zweiten Abzweig gen Buke.
Doch
mit bergab ist schnell Schluss. Schon hinter der Lokomotive vom Typ 44, die an die
große Zeit der kleinen Eggegemeinde Altenbeken als
Eisenbahnerstadt erinnert, steigt die Straße nach Buke merklich an. Über
weite Strecken verläuft die PB-LR, wie ich sie im Folgenden kurz nennen
will, auf der Trasse der nicht mehr weiter betriebenen Wellness-Radroute,
die ich neun Jahre zuvor mit einem normalen Fahrrad bezwungen habe (die
Schilder sind inzwischend verschwunden). Mit 53
hat man eben doch noch mehr Power als mit fast 63.
Soviel
vorweg: Ohne meine E-Motor-Unterstützung hätte ich die vielen Steigungen
wohl nicht mehr geschafft. Und abgekürzt habe ich auch noch, was jedoch
dazu geführt hat, dass ich mich zwei Mal verfahren habe. Schade, dass die
Abkürzungen angesichts der Schwere dieser Strecke nicht separat als
Alternativrouten ausgeschildert sind.
Beeindruckend ist
Altenbekens Eisenbahnviadukt. Dazu heißt es auf der Homepag der Gemeinde:
"Mit einer Länge von 482 m, einer Höhe von 35 m, einer Krümmung
mit einem Halbmesser von 940 m und 24 Bögen gilt der Eisenbahnviadukt
nicht nur als größte Kalksandsteinbrücke Europas, sondern den
Altenbekenern als ihr stolzes Wahrzeichen."
Altenbeken
und die Eisenbahn
Lückenhafte
Beschilderung
Mit
der Beschiderung dieser Route durch Einhänger konnte ich mich den ganzen Tag über nicht
anfreunden. Oft zeigte auf dieser Etappe einer dieser unzähligen
schlichten Richtungspfeile geraus und dann kam
lange nichts mehr – auch nicht bei Wegegabelungen. Manchmal ist die
gemeinte Richtung nicht eindeutig zu erkennen: ein Ratespiel. So kam ich
des Öfteren mit den Einwohnern ins Gespräch, die sich jedoch auch nicht
immer auskennen. Einer schickte mich in
Holtheim genau in die falsche Richtung – und das auch noch
bergab. Eine nette ältere Dame dagegen wusste Bescheid und wies mir den
richtigen Weg gen Fürstenberg – zunächst wieder bergauf. Kritisch sind
auch die seitlich angebrachten Schilder mit Doppelpfeil. Wer hat schon an
der Seite Augen? Radwegweiser gehören so angebracht, dass der Radler
direkt darauf schaut. Aber ein Doppelpfeil spart halt ein zweites Schild
samt Halterung ein.

Schwaney mit Bäckerladen.
Einkehr
beim Bäcker
Zurück
nach Buke, wohin der Weg aus
Altenbeken hinaus über die Winterbergstraße führt: ein guter Radweg
neben einer mäßig befahrenen Straße. Bis Schwaney
läuft alles glatt. Dort kehre ich beim Bäcker ein, 15 Minuten vor
Feierabend. Die ein wenig mürrische Dame hinterm Tresen will mir Kaffee
im Pappbecher verkaufen, weil sie gleich schließe. Ich möchte lieber
eine Tasse und verspreche, dass ich die Erdbeertorte rechtzeitig
„verknackt“ habe, wie der Westfale sagt (ich bin einer!). Drei Leute,
die ich unterwegs grüße, reagieren gar nicht. Aber alle Westfalen sind
nicht so …
Hinter
Schwaney führt der Radweg
links unter einer Straßenbrücke hindurch in den Wald. Von nun an geht es
über mehrere Kilometer bergauf und bergab teils auf grobem Schotter durch
den Wald nach - klar doch - Herbram-Wald.
Natur pur, aber nichts Spektakuläres. In der Karte sollte ich die
Eisenbahnlinie vor Herbram-Wald kreuzen, aber in der Realität unterquere
ich sie erst nach diesem winzigen Ort. Bald darauf muss ich von der
Autostraße links abbiegen. Den an einem Haltestellenschild ziemlich
versteckt angebrachten Radwegweiser hätte ich fast übersehen. Zum Glück
aber nicht, denn nun folgt ein sehr schöner Weg. Hundert Meter weiter
steht eine Schutzhütte im Gebüsch, auf die wenigstens von der Straße
aus hingewiesen werden müsste, damit Radler oder Wanderer notfalls
schnell dorthin finden. Unverständliche Defizite! Vielleicht liegt es
genau daran, dass ich den ganzen Tag über auf der PB-LR keinen einzigen
Radfahrer traf! Eher aber wohl an den vielen Steigungen.
Hier
in der rauen Bergregion blüht immer noch der Raps, der der grünen Hügellandschaft
prächtige Farbtupfer verleiht. Windräder am Horizont drehen sich im kühlen,
deutlich spürbaren Nordostwind.
Vorbei
an der Singermühle steigt das
Gelände samt Weg bald hinauf nach Hakenberg.
Bis Lichtenau sind noch einige
Höhenmeter zu bewältigen. Ich lege eine Pause ein und verzehre meinen
mitgeführten Proviant. Wird ja schon mal was kommen, wo man einkaufen
kann. Leider ist in Lichtenau gerade alles dicht: Mittagszeit. Also
weiter! Nur wohin: kein Radwedweiser. Ich folge dem Schild für die
Autofahrer Richtung Holtheim.
Abkürzungen
ab Holtheim
Der
Weg bis Holtheim hat mich schon ganz schön geschlaucht – trotz E-Bike
(Pedelec). Deshalb beschließe ich, eine Abkürzung zur Amerungen-Kapelle
zu nehmen. Ausgeschildert ist die leider nicht, aber ich finde sie dank
meines pfadfinderischen Spürsinns und muss dafür noch einen richtig
steilen Anstieg zur Straße Lichtenau-Dalheim bzw. Husen erklimmen. Die
Einwohner des Dorfes Blankenrode,
das ich auslasse, mögen mir verzeihen.
Die
Kapelle liegt übrigens in der Nähe eines Teiches. Die barocke St.
Annenkapelle (auch: Amerungenkapelle)
steht in der Nähe des Ortes Husen am Zusammenfluss von Altenau
und Holtheimer Wasser. Zur einschiffigen Kapelle mit weiß verputztem
Innengewölbe starten jedes Jahr am ersten Augustwochenende Wallfahrer aus
dem Sintfeld
und dem Soratgau. Nach der Baufälligkeit der Vorgängerkirche wurde im
Jahre 1669 die St. Annenkapelle von Fürstbischof Ferdinand
von Fürstenberg errichtet. Der barocke Hochaltar wurde wenige Jahre
vor der Kirche erbaut. Aus dem Jahr 1674 stammt ein Bild, das Sankt Anna,
ihre Tochter Maria und den Mann der heiligen Anna, Joachim, zeigt. Eine
Einsiedelei bestand im 19. Jahrhundert neben der Kapelle. Daran erinnert
noch heute die Ambrosiuslinde. Quelle: Wikipedia
Schon
wieder verfahren
Was
jetzt kommt, ist Abenteuer pur. Kein Wegweiser mehr. Ich fahre deshalb auf
der Straße weiter und entdecke bald unter der Brücke den Radweg. Einen
steile Böschung hinter schleppe ich Gepäck und Fahrrad, um von dieser
stark befahrenen Straße wegzukommen. Spuren im Gras belegen, dass vor mir
schon andere diesen Weg genommen haben, Ein Radlerpaar kommt vorbei und
ich erkundige mich nach dem Weg zum Kloster
Dalheim. Da war ich schon, und von dort finde ich den weiteren Weg
schon. Glaube ich jedenfalls.
Immerhin
sehe ich das Kloster, aber auch wieder keinen Hinweis, wo es weiter geht.
Aufs Gelände kommt man nicht. Ich halte einen Treckerfahrer an, der mir
den richtigen Tipp gen Helmern
gibt. So finde ich schließlich auch das Haupttor zum ehemaligen Kloster Dalheim. Und im Klosterladen kann ich endlich meine leeren
Getränkeflaschen wieder auffüllen. Der Weg aufs Gelände ist übrigens,
anders als vor neun Jahren, verschlossen. Gegen Eintritt kann man über
ein Torhaus hinein und das Museum besichtigen.
Auf
der Homepage zum Kloster lesen wir: „Mittelalterliches Frauenkloster,
Augustiner-Chorherrenstift, barocke Blütezeit, Preußische Staatsdomäne,
Gutshof – Nach 800 Jahren bewegter Vergangenheit ist das Kloster Dalheim
in eine neue Epoche seiner Geschichte eingetreten. Heute beherbergt es mit
der Stiftung Kloster
Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ein in
Deutschland einzigartiges Museum für klösterliche Kulturgeschichte.
Bedeutsame und wertvolle Exponate finden ihren Platz innerhalb der fast
vollständig erhaltenen Klosteranlage, die sich bis heute ihre
beeindruckende Kraft und Ruhe bewahrt hat. …
Um
1800 gehörten zum Kloster Dalheim fast 21.000 Morgen Land, die Dörfer
Oesdorf und Meerhof (heute zur Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis gehörend)
samt Einwohner sowie anstelle der Laienbrüder ca. 200 angestellte
Landarbeiter, die 1.250 Morgen Land bestellten.
Im Zuge der Säkularisation wird das Kloster 1803 aufgehoben und als
Staatsdomäne verpachtet. In Kirche und Kreuzgang werden Stallungen
eingerichtet. Hier steht fortan das Vieh oder lagern Stroh und Korn. Bis
in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird Kloster Dalheim auch
weiterhin als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Davon zeugen noch
heute die baulichen Veränderungen, die in der Domänenzeit vorgenommen
worden sind.“
Quelle
und mehr
Heftige
Steigung ab Kloster Dalheim
Von
Dalheim radele ich nun Richtung
Helmern – natürlich wieder
mal bergauf und bergab. Dann sehe ich den langen Anstieg gen Helmern, der
mir noch von der Wellness-Radroute in lebendiger Erinnerung ist. Selbst
mit Motorhilfe ist dieser Berg eine echte Herausforderung. Zwischendurch
schiebe ich ein ganzes Stück, um meine Muskeln zu entspannen und den Akku
zu schonen. Wer weiß schon, was noch kommt?
Dieser Weg im Süden
des Paderborner Landes heißt nicht zu Unrecht Sintfeldhöhenweg. Das
Gebiet ist Teil der Urlaubsregion Teutoburger Wald, liegt auf der
Paderborner Hochfläche und heißt Sintfeld.
Dort,
wo der Weg hinab nach Helmern führt,
muss man links abbiegen und kann südwärts eine rasante Abfahrt genießen.
Unter der Autobahn 44 (Dortmund-Kassel) hindurch geht es flott voran. So
erreiche ich gegen 16 Uhr Fürstenberg,
eine kleine ostwestfälische Karnevalshochburg mit eigenem Schloss
(Privatbesitz). Auch dort finde ich wieder kein Schild der PB-LR und folge
daher einfach der von einem Radweg begleiteten Straße. Die
Wellnes-Radroute, auf die ich am Ortsausgang wieder treffe, wird lang
durch Fürstenberg geführt. Nun ist es kein Problem mehr, das Ziel zu
finden: den Luftkurort Bad Wünnenberg.
In
der Mittelstraße der Unterstadt, wo es ziemlich laut zugeht, sind diverse
Pensionen und Gasthäuser angesiedelt. Ich habe mich in der Oberstadt
eingemietet und muss daher neben vielen Autos noch die lange Serpentine
hinauf. Vorbei am Wehrturm erreiche ich meinen Quartiergeber: den
Hotel-Gasthof Berghof mit angeschlossenem Restaurant, einen netten,
ziemlich ruhig gelegenen Familienbetrieb hoch über dem Aabachtal, so dass
am Morgen zunächst eine Talfahrt anstehen wird.
Bad
Wünnenberg
Bad Wünnenberg ist ein anerkannter Kurort. Für Gesundheit und Fitness
sorgt hier auch das Wasser. Denn reichlich sprudeln die Quellen rund um
dieses Kneipp-Heilbad. Die vielen kleinen Bäche, die sich durch das Aatal
winden, sind ein wahrer Schatz der Natur.
Quelle
und mehr
Fazit:
Gute Kondition gefragt
Der
Weg war auf meiner ersten Etappe der Paderborner Land-Route kilometermäßig
gar nicht so lang, dennoch spüre ich jede Steigung in den Muskeln. Diese
Etappe ist also vor allem etwas für sportliche Radler mit guter
Kondition. „Normalradler“ sollten die Bergetappe(n) in dieser
Berg-und-Tal-Region folglich kürzer wählen. Der morgige Abschnitt in die
Paderborner Tiefebene verspricht immerhin leichter zu werden. Warten wir's
ab!
Teil 2:
Bad-Wünnenberg-Salzkotten
Teil 3: Salzkotten-Hövelhof
Teil 4:
Altenbeken-Hövelhof über Bad Lippspringe
Etappen
Start
- Ziel
|
km
|
Hövelhof
- Paderborn
|
18,530
km
|
Paderborn
- Bad Lippspringe
|
17,672
km
|
Bad
Lippspringe - Altenbeken
|
12,727
km
|
Altenbeken
- Lichtenau
- bergig
|
24,660
km
|
Lichtenau
- Bad Wünnenberg
- bergig
|
40,395
km
|
Bad
Wünnenberg - Büren
|
31,394
km
|
Büren
- Borchen
|
23,562
km
|
Borchen
- Salzkotten
|
16,897
km
|
Salzkotten
- Delbrück
|
29,491
km
|
Delbrück
- Hövelhof
|
35,900
km
|
Paderborner
Land Route
|
251,232
km
|
Quelle:
www.paderbornerlandroute.de
Zum Teil verläuft die Paderborner
Land-Route auf der gleichen Trasse wie die Wellness-Radroute. Den Bericht
über diese Tour, zu der auch eine DVD erschienen ist, finden Sie hier.
Leider wurde sie 2012 eingestellt, die Schilder sind abmontiert.
Bikeline kompakt (2020)
Radwanderführer
Als Radwanderkarte kann man die BVA-Karte
(unten, rechts) ebenso gut verwenden wie den Leporello von Publicpress.
Bei letzterem werden zusätzlich Infos zu den Städten und Gemeinden sowie
zu Sehenswertem am Wege gegeben. Auch Tipps zum Übernachten (könnten
ruhig ein paar mehr sein!) und zur Gastronomie fehlen nicht. Ein
Höhenprofil wäre hilfreich für die Streckenplanung. Sie finden es auf Teil
3 ganz unten.
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|
Spickzettel
Route: Paderborner Land-Route
Start/Ziel/Bahnanreise: Bahnhof Altenbeken (oder ein anderer Bahnhof
an der Strecke wie Paderborn, Hövelhof, Salzkotten)
Länge: ca. 260 km; Etappen
Schwierigkeit: von Altenbeken bis Bleiwäsche viele, teils heftige
Steigungen (siehe Bericht), danach sehr schön zu fahren, naturnah
Übernachten: Quartiere siehe Bericht(e), siehe Homepage
(Gastgeber)
Internet: offizielle
Homepage (Kreis Paderborn) inkl. GPS-Daten und Touren-Broschüre
als PDF inkl. Höhenprofil, GPS-Datei und interaktiver Karte
Radwanderführer: siehe unten

Eine Dampflokomotive erinnert an Altenbekens
große und lange Eisenbahntradition.

Blick zurück auf Altenbeken.

Die
Kirche in Buke.

Landschaft
bei Asseln auf dem Weg nach Hakenberg. 
Schattige
Allee bei Lichtenau. 
Wallfahrtsort:
die Amerungen-Kapelle. 
Landschaftsidyll
bei Holtheim 
Motorradfahrer
haben`s in dieser hügeligen Gegend leichter. Und die Straßen sind besser
beschildert ... Je nachdem, wie herum man fährt, folgt man entweder dem
weißen oder dem gelben Pfeil. 
Nebengebäude
des Klosters Dalheim 
Auf
den Höhen des Eggegebirges drehen sich zahlreiche Windräder. 
Ehem.
Patrimonialgericht in Fürstenberg mit Pranger. 
In
der Oberstadt von Bad Wünnenberg steht der mächtige Wehrturm aus dem 13.
Jahrhundert. Er wurde originalgetreu vom örtlichen Heimatverein wieder
aufgebaut und zur Besichtigung freigegeben. Neben dem Turm wurde ein
Garten angelegt, der den Gartenbau des Mittelalters wiederspiegelt. Quelle
und mehr
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