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Autor: Dieter Hurcks Copyright 6/2010 Von
Zittau nach Ueckermünde. |
Einträge
für Zimmervermieter |
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Oder-Neiße-Radweg
(1)
Entlang der Grenze zu Polen Tagesetappe:
76 km, gelegentlich hügelig, hinter Görlitz ein steiler Anstieg Per
Bahn zum Ausgangspunkt: Zittau Zittau,
Startort unserer Tour über den Oder-Neiße-Radweg nach Ueckermünde, an
einem Samstagmorgen im Mai 2010. Nur langsam belebt sich der Platz am
Markt unterhalb unseres Pensionszimmers. Morgen ist Pfingsten, und in
Zittau ist es an diesem Vortag Zeit für den Einmarsch der Schützen. Wir
aber haben anderes im Sinn. Wir wollen vor dem Beginn unserer Oder-Neiße-Radtour noch einen kleinen Stadtrundgang per Fahrrad
unternehmen – und zwar ohne Gepäck.
Schnell
finden wir das renovierte Salzhaus und die Blumenuhr, das Wahrzeichen der
Stadt. Sie besitzt ein Glockenspiel aus Meißner Porzellan, das alle halbe
Stunde ertönt. Am Abend zuvor hatten wir Straßen entdeckt mit lauter
leer stehenden Häusern, vernagelten Kneipen und Geschäften. Wie uns
Einheimische erzählen, haben viele junge Leute die Stadt und auch andere
Orte in der Gegen verlassen, weil es nicht genügend Arbeitsplätze gibt.
Kinder werden deshalb hier zur Seltenheit, so dass eine Überalterung der
Bevölkerung eintritt, die erst langfristig wieder zurück zu drehen ist.
Doch diese Problematik gibt es auch im „Westen“, zum Beispiel im Harz
oder im Weserbergland.
Zittauer
Sehenswürdigkeiten Auch
sonst hat Zittau eine Menge zu bieten. Der informativen Homepage
der Stadt ist unter "Führungen" zu entnehmen: „Der Zittauer
Kulturpfad verbindet zahlreiche Sehenswürdigkeiten, von denen
besonders der Marktplatz mit dem imposanten Rathaus, das siebenstöckige
Salzhaus von 1511, barocke Brunnen, das Stadtmuseum im ehemaligen
Franziskanerkloster und die Fleischerbastei mit Blumenuhr am Grünen Ring
hervorzuheben sind. Ein Höhepunkt ist auch der Ausblick vom Johannisturm
nach 266 Stufen Aufstieg. Idyllisches Radeln 1.
Etappe: Nach Lodenau Von
Zittau radeln wir über die Görlitzer Straße gen Norden. Die Radwege
sind durchweg ausgezeichnet, nur wenige Meter zwischendurch mal reine
Feldwege. Meistens rollt es sich auf Asphalt flott dahin, bloß der
Gegenwind hemmt das Fortkommen. Steigungen sind selten und meistens nur
kurz. Bis Hirschfelde geht es neben der Eisenbahnlinie und der Straße
entlang, begleitet von riesigen Rapsfeldern. Der Ort fällt auf durch die
besondere Form einiger Häuser. Es sind Umgebindehäuser aus dem 18.
Jahrhundert, bei denen die oberen Fachwerkgeschosse über die unteren
hinausragen und durch Säulen oder Fachwerkbalken abgestützt sind. Auf
den die Straße begleitenden Hügeln drehen sich die Rotoren der
Windenergieanlagen. Ab
Rosenthal erleben wir eine idyllische Fahrt direkt neben dem durch
den vielen Regen der letzen Tage angeschwollenen Fluss Neiße durch
Mai-frischen Buchenwald. Mal auf, meist abwärts radelt es sich angenehm
in dem erfrischenden Wald. Sehenswertes
Kloster Das
Klosterstift St. Marienthal ist das älteste Frauenkloster des
Zisterzienserordens in Deutschland, das seit seiner Gründung 1234 bis
heute ununterbrochen besteht. Die heutige Klosteranlage ist nach dem großen
Brand 1683 im böhmischem Barock entstanden und blieb geschlossen
erhalten. Im
Jahre 2000 war das Kloster als Teil der “Energie-ökologischen
Modellstadt Ostritz” externer Standort der Expo 2000 und auch selbst bei
der Weltausstellung in Hannover vertreten. Im gleichen Jahr wurde nach 33
Jahren die erneuerte Wasserkraftanlage wieder in Betrieb genommen. Kosterstift-Infos Der nächste Ort heißt Ostritz und glänzt durch sein leuchtend weißes Rathaus. Bald darauf radeln wir, die Grenze zu Polen scharf rechter Hand, durch Leuba. Ein riesiges Braunkohlekraftwerk des Nachbarlandes verheizt das, was die mächtigen Tagebaugruben einst füllte: Braunkohle. In
Hagenwerder, dem ersten Stadtteil von Görlitz, steht ein
gigantischer, 1961 gebauter, rund 2000 Tonnen schwerer und bis ins Jahr
2000 betriebener Schaufelbagger zur Besichtigung. Auch im Raum
Zittau ist ja einstmals jede Menge Braunkohle abgebaut worden. Übrig
geblieben ist der Berzdorfer See, den wir links des Radweges sehen,
aber mangels einer Zufahrt nicht erreichen können. Über Weinhübel nähern
wir uns auf ausgesuchten Wegen Görlitz. Ein Seengebiet, dann ein Weg
entlang der Neiße und ihrer Altarme und Wiesen begleiten uns in die
Stadt. Für Görlitz sollte man wenigstens zwei bis drei Stunden
einplanen – es gibt viel zu sehen - und viel Kopfsteinpflaster. Doch häufig
haben die Wege in der Mitte Steinplatten, auf denen man radeln kann. Görlitz,
die östlichste Stadt Deutschlands, bezeichnet sich selbst als „Die schönste
Stadt Deutschlands“. Im Internet heißt es: „Görlitz präsentiert
sich mit seiner malerischen Altstadt als städtebauliches Gesamtkunstwerk
von europäischem Rang. Fast 4000 größtenteils aufwändig sanierte
Einzeldenkmale aus 500 Jahren Baugeschichte machen Görlitz zu einem
einzigartigen Städtereiseziel.“ Die Stadt ist im Krieg nicht zerstört
worden und besticht durch eines der besterhaltenen historischen
Stadtbilder Deutschlands.
Eisenbahnviadukt bei Görlitz,
nahe der Obermühle. Wir
unternehmen auch einen Abstecher auf die polnische Seite, nach Zgorzelec, und genießen das Gefühl der nun schon gar nicht mehr
ganz neuen Freiheit, ohne Kontrollen zu den Nachbarn hinüber zu können.
Ein tolles Gefühl vor allem für jene, denen die Grenze und die damit
verbundenen Kontrollen und Erniedrigungen noch in Erinnerung sind.
Unvergesslich: der Postkarten-Blick über die Neiße auf die Türme der
Stadt Görlitz, auf Neißebrücke und Peterskirche. Nach
Lodenau Die
Kulturinsel Einsiedel (Foto) beeindruckt auch
Leute ohne Kinder – eine ganz tolle, mit viel Phantasie gestaltete
Anlage. Kulturinsel Einsiedel In
Nieder Neundorf stößt der
Froschradweg auf den ONR. Der Weg nach Rothenburg
O.L., dem östlichsten Städtchen Sachsens, führt durch eine
Landschaft, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und mit ihrer reinen Luft
betört. Kurz vor unserem Tagesziel Lodenau
besichtigen wir noch das Luftfahrtmuseum.
Wer sich für Flugzeuge und Technik interessiert, findet hier für nur
zwei Euro Eintritt jede Menge interessanter Exponate wie MIGs, Starfighter
und Hubschrauber. mehr In Lodenau übernachten wir im Gasthaus Bergschenke. Der rüstige und liebenswürdige Wirt, der uns ein herzhaftes Abendbrot zubereitete, erzählt uns, dass der Ort vor der Wende 1.100 Einwohner hatte, jetzt seien es nur noch 500. Bloß eine allerdings florierende Zellstofffabrik sei von der einstigen Industrie übrig geblieben – gegründet und geführt von einem Westdeutschen, der es nicht nur auf die Zuschüsse der Treuhand abgesehen hatte. Am Abend unterliegt Bayern München im Champions League Finale Inter Mailand verdient mit 0:2. Morgen, am Pfingstsamstag, wollen wir nach Guben radeln.
zur Übersicht Oder-Neiße-Radweg
Karte
und offizielle Homepage des
Trailer zur DVD
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Klosterstift St. Marienthal vor Regenhimmel.
Auf der Peterstraße haben sich für Görlitz typische Renaissancegiebel erhalten. Blick
von der Altstadtbrücke auf die Peterskirche
DVD ca. 65 Minuten, 14,95 Euro
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