Im
Radelparadies
Münsterland (Teil 3)
Von Haltern nach Münster und Versmold
Der dritte Tag
unserer Münsterland-Radtour führt uns über Dülmen zurück nach
Münster. Am Morgen darauf geht es dann über Handorf und Westbevern nach
Versmold, wo leider keine Eisenbahn mehr verkehrt. Der nächste Bahnhof
ist Borgholzhausen - ca. 12 km entfernt.
Morgens
um 9 Uhr starten wir, gut ausgeschlafen, in Lippramsdorf und radeln
wieder nach Haltern, weil wir am Abend zuvor dort noch keine
Besichtigungsrundfahrt unternehmen konnten.
Sofort fällt uns der Siebenteufelsturm ins Auge. Er ist der letzte
Rest der im 18. und 19. Jahrhundert niedergelegten Stadtbefestigung. Der
runde Ziegelbau mit Spitzbogenfries und Schießscharten ist mit der
Jahreszahl 1502 bezeichnet.
Das Rathaus der Stadt Haltern am See wurde 1575 - 1577 an der
Nordseite des Marktplatzes mit Renaissancegiebeln erbaut. Nach erheblichen
Schäden durch den letzten Weltkrieg wurde es 1948 bis 1952 in
vereinfachter Form wiedererrichtet.
Haltern
hat knapp 39.000 Einwohner und liegt zwischen Ruhrgebiet und Münsterland
an der Römer-Radroute, die Detmold und Xanten verbindet. Bis zum
Rhein bei Wesel sind es nur noch rund 50 km.
Von
der hervorragend gemachten Homepage
erfahren wir:
Haltern am See kann auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken,
deren Anfänge in die Römerzeit reichen: Als während der Germanienfeldzüge
unter Kaiser Augustus römische Truppen die Lippe aufwärts marschierten
mit dem Ziel, Germanien zu einer römischen Provinz zu machen, wurde auch
die Gegend um Haltern zu einem militärischen Stützpunkt.
Haltern besitzt das größte Wasserwerk Europas, das über 2 Mio.
Menschen mit frischem Trinkwasser versorgt. Um
1930 wurde der Halterner Stausee mit einem Fassungsvermögen von
ca. 20 Mio. cbm angelegt. Eine weitere Talsperre mit einem Stauinhalt von
10 Mio. cbm bei Hullern wurde 1985 fertiggestellt. Mit dem Halterner
Wasser werden inzwischen viele Gemeinden von Duisburg bis Münster
versorgt. mehr
zu Haltern
Haltern
hat ein 280 km langes Rundwegenetz zum Radeln. Kein Wunder, dass die Stadt
im Jahr 2006 den Titel "Fahrradfreundliche Stadt" verliehen
bekommen hat - übrigens auch die Nachbarstadt Dülmen, die wir als
nächstes anpeilen.
Von Dülmen nach Münster
Dank der ausgezeichneten Beschilderung des Radwegenetzes in
Nordrhein-Westfalen stößt man immer wieder auf Radwegweiser. So ist der
Weg nach Dülmen, der durch Feld und Wald führt, leicht zu finden.
Als wir den Mühlenbach überqueren, entdecken wir einige Spargelfelder,
auf denen das weiße Stangengemüse gerade gestochen wird.
Dülmens Stadttor, das Lüdinghauser Tor, sieht sehr einladend aus
und führt uns zur Fußgängerzone.
Dülmen
bietet zwölf gekennzeichnete Radwandertouren mit einer Streckenlänge von
insgesamt rund 630 km. Die dynamische Stadt hat immerhin 46.500
Einwohner und ist damit größer als Haltern.
Der übersichtlichen Homepage www.duelmen-marketing.de entnehmen wir, dass es, bedingt durch die Zerstörungen im Zweiten
Weltkrieg, nur noch wenige historische Zeugnisse und Sehenswürdigkeiten
einer 1200-jährigen Stadtgeschichte gibt.
Dafür kann die Region mit ihrer Natur punkten, die der Radtourist
natürlich hautnah erlebt. Der Dülmener Wildpark ist ein beliebtes
Ausflugsziel für Wanderer und Radfahrer und bietet, neben der Nähe zum
Stadtkern, eine große Anzahl an frei lebenden Wildtieren und
verschiedensten Bildern der münsterländischen Parklandschaft.
Hinter Dülmen wird es wieder richtig ländlich. Wir fahren auf der
100-Schlösser-Route nach Buldern und weiter nach Appelhülsen.
Der Frenking-Hof - heute Gemeindezentrum - ist schmuck
herausgeputzt, die auf der Karte verzeichnete Frenkingsmühle können wir
jedoch nicht finden. Über Bösensell,
einem kleinen Ort mit einer imposanten Kirche, nähern wir uns allmählich
unserem Tagesziel: Münster.
Münster: Studenstadt, Kirchenstadt,
Radelstadt
Über
Mecklenbeck erreichen wir bald den Aasee. Im Studentenheim
Mecklenbeck habe ich zwei Jahre als Student gewohnt. Es liegt an der
Boeselagerstraße, deren Namensgeber Philipp
Freiherr von Boeselager kurz zuvor, in der Nacht zum 1. Mai 2008, gestorben
ist. Er war einer aus dem innersten Kreis der Hitler-Attentäter.
Kurz hinter dem Studentenheim beginnt der Aasee.
Die Wege direkt am Ufer sind den Fußgängern vorbehalten.
Der Aasee ist etwa 40 Hektar
groß, hat eine Länge von etwa 2,3 km und ist bis zu zwei Meter tief. Den
Bau des neueren Teils, an dem Münsters Allwetter-Zoo liegt, habe ich in
den 1970-er Jahren noch selbst verfolgen können.
Auf dem Aasee verkehrt der „Wasserbus Professor Landois“, der nach Hermann
Landois, dem Gründer des Zoos in Münster), benannt ist. Das Schiff
steuert den Allwetterzoo mit dem Westfälischem Pferdemuseum und das Westfälische
Museum für Naturkunde mit Planetarium sowie das Mühlenhof-Freilichtmuseum
an. (Quelle: Wikipedia)
Die
Geschichte vom Schwanenweibchen "Petra",
das sich in ein Schwanen-Tretboot verliebt hatte, ging monatelang durch
die Presse.
Am
älteren Teil des Aasees liegt auch unser Quartier: das Jugendgästehaus
des Deutschen Jugendherbergswerkes, eher ein Hotel als eine
Jugendherberge. Von dort ist die Altstadt rund um den Prinzipalmarkt zu
Fuß leicht zu erreichen.
Dom St. Paulus, Ludgerikirche, Lambertikirche und Rathaus - Münster hat
jede Menge Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auf der Homepage der Stadt wird
ein virtueller
Stadtrundgang angeboten, der vieles davon zeigt.
Giebelhäuser mit Bogengängen bilden den Prinzipalmarkt - sozusagen
das Wohnzimmer der 300.000-Einwohner (inkl. der 30.000 Studenten)
zählenden Stadt. Der Prinzipalmarkt, die älteste
Marktstraße Münsters, ist seit Jahren nahezu autofrei (nur Taxen und
Busse). Kein Wunder, dass an diesem schönen Tag überall Menschen die
Außengastronomie der Kneipen und Restaurants nutzen.
Schon
seit etwa 1280 - so berichtet die Homepage
der Stadt - bilden die Häuserzeilen den langgestreckten, geschlossenen
Platz.
Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurden die Häuser in Anlehnung an die
alten Formen wieder aufgebaut.
Der gotische Giebel des Rathauses (zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts)
und die Renaissance-Fassade des Stadtweinhauses (1615/16) wurden mit
geringen Veränderungen rekonstruiert.
Rund um Münster erstreckt sich ein Grüngürtel: die Promenade.
Mit dem Fahrrad kann man so im Schatten der Baumalleen die Altstadt bequem
umrunden. Überall laden Bänke zum Verweilen ein. Wasserflächen locken
das Grün auf. Über die Lugeristraße oder die Salzstraße ist man
schnell in der quirligen Fußgängerzone.
Münster
gilt auch als Stadt der Kneipen. Viele traditionsreiche Gaststätten
lohnen allein schon wegen ihrer Ausstattung einen Besuch - etwa das Alte
Gasthaus Leve am Steinweg.
Münster
ist schon häufig als fahrradfreundliche Stadt ausgezeichnet worden.
Überall stehen Hunderte von Rädern; am Bahnhof gibt es das größte
Fahrradparkhaus Deutschlands, wo mein sein Vehikel sogar durch eine
Fahrrad-Waschanlage schleusen kann, wie sie es auch am Bahnhof in
Osnabrück gibt. Beide Städte haben noch eines gemeinsam: den
Westfälischen Frieden.
Der Westfälische
Friede 1648
Bei Wikipedia
ist zu lesen: Als
Westfälischer Friede wird die Gesamtheit der zwischen dem 15. Mai und dem
24. Oktober 1648 in Münster
und Osnabrück geschlossenen Friedensverträge bezeichnet, die den Dreißigjährigen
Krieg in Deutschland beendeten. ...
Die reichsrechtlichen Regelungen des Westfälischen Friedens wurden zu
Bestandteilen der Verfassungsordnung des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation bis zu dessen Ende im Jahr 1806. Zugleich trug der
allgemeine Friede - die pax universalis - von Münster und Osnabrück zur
gesamteuropäischen Stabilität bei, da sich spätere Friedensschlüsse
bis zur Französischen Revolution immer wieder an ihm orientierten.
Wer Münster
besucht, stattet auch dem Kneipenviertel rund um Kuhstraße und
Jüdefelder, nahe der Überwasserkirche gelegen, einen Besuch ab. Das
Antiquariat Solder, gleich gegenüber des mächtigen Gotteshauses, ist
durch die Krimiserie "Wilsberg" zu Fernsehruhm gekommen.
In diesem Viertel sind nicht nur das berühmte Brauhaus Pinkus Müller
mitsamt seinen Ausschank-Lokalen, sondern auch traditionsreiche
Studentenlokale wie das Blaue Haus und die Cavete in der Kreuzstraße
angesiedelt.
Letztere besteht seit dem 28. April 1959. Die "akademische
Bieranstalt" ist, wie ein Text auf der Speise- und Getränkekarte
verrät, "das erste von Studenten für Studenten betriebene Bierlokal
Deutschlands". Neben den Studenten Bevölkern aber auch jede Menge
Touristen dieses Lokal, das immer noch fast genau so aussieht wie zu
meinen eigenen Studentenzeiten (bis 1977). Nur die Preise sind nicht mehr
ganz studentengemäß ...
Pinkus Müller nennt
sich übrigens auf seiner Homepage die "älteste Bio-Brauerei der
Welt". Sie ist von den einst 150 Altbierbrauereien der Stadt als
einzige übrig geblieben.
Nach
dem ausgiebigen Altstadtbummel werden die Beine langsam müde. Und wir
müssen schließlich noch zurück zum Aasee ...
Nach Versmold
Am nächsten Tag weht uns der Wind genau entgegen. Wir radeln auf der
Promenade fast bis zur Warendorfer Straße und folgen der Beschilderung
über Mauritz nach Handorf. An der Schleuse vorbei geht es zum Haus
Dyckburg im malerischen Boniburgwald, durch den die Werse fließt.
Damit schließt sich quasi der Kreis. Den Werseradweg wollen wir auf jeden
Fall noch einmal in seiner ganzen Länge befahren.
Aber nun ist das Ende des viertägigen Fahrradurlaubs schon absehbar. Der
Wind hemmt die Fahrt, wir kommen nur langsam voran und rasten ausgiebig am
Haus Langen, das zu Westbevern gehört. Haus Langen ist ein altes
Rittergut mit einer Wassermühle und ein beliebtes Ziel für Radtouren.
Die Bever, ein Nebenfluss der Ems, schmiegt sich malerisch in die
Landschaft. Der Bach entsteht durch Zusammenfluss von Salzbach und Süßbach
östlich von Schloss Harkotten, bei Füchtorf. Die Bever fließt dann
durch Füchtorf - unser nächstes Ziel - am Kloster Vinnenberg vorbei,
entlang des Beverstangs durch Ostbevern,
dann durch Westbevern und mündet bei Haus
Langen in die Ems. Quelle:
Wikipedia
Über Füchtorf erreichen wir schließlich Versmold. Dort
leben rund 21.000 Menschen. Bedeutende fleischverarbeitende Betriebe
machen Versmold zu einem wichtigen Standort der deutschen
Lebensmittelindustrie. Auch der größte Frischelogistiker Europas hat
seinen Hauptsitz in dieser Stadt.
Markantestes Bauwerk der Stadt ist die Ev. Pfarrkirche, die
Petrikirche. Die jetzige Kirche war ursprünglich ein einschiffiger, dem
hl. Michael geweihter Gewölbebau des 13. Jh., der später zur
zweischiffigen spätgotischen Hallenkirche mit dreiseitigem Chor umgebaut
wurde. Quelle: Wikipedia
Die
in unserem Radwanderführer eingezeichnete Eisenbahn ist leider nur eine
Museumsbahn. Der Bahnhof Versmold an der Teutoburger
Wald Eisenbahn ist seit 1977 stillgelegt, so dass wir noch mehr als
zehn Kilometer gegen den Wind anzukämpfen haben, ehe wir endlich den
Bahnhof von Borgholzhausen erreichen. Er liegt in der
"Prärie" und lässt in uns Assoziationen an Western-Filme wie
"Spiel mir das Lied vom Tod" aufkommen. Immerhin gibt es dort
eine Bahnhofskneipe, wo wir unseren Durst löschen und die letzten
Essensvorräte vertilgen können, ehe um 15.45 Uhr der von der
Nordwest-Bahn betriebene "Haller Wilhelm" einläuft und uns nach
Bielefeld bringt.
Die Eisenbahnstrecke mit dem Namen Haller Willem wurde 1886 eröffnet.
Im Jahr 1984 wurde der Personenverkehr zwischen Osnabrück und Dissen-Bad
Rothenfelde eingestellt. Seit dem Jahr 2000 fährt der Haller Wilhelm
jedoch wieder von Osnabrück nach Bielefeld.
Dieter Hurcks, im Mai 2008
Teil
1: Von Hamm nach Münster
Teil 2: Von
Münster nach Haltern
Links
Münsterland
bei Wikipedia
Drensteinfurt: www.drensteinfurt.de
und http://de.wikipedia.org/wiki/Drensteinfurt
Werseradweg: www.werseradweg.de
Verwendetes Kartenmaterial: 100
Schlösser Route, Bielefelder Verlagsanstalt, ISBN 3-87073-051-X, 9,95 €
- bestellen
mehr
Die DVD zu dieser Tour
Radtouren-DVDs hier
Weitere
Radtourenbücher hier
Schlösser-Tour (2001)
Münsterland -
nördlicher Teil (2004)
|

Siebenteufelsturm: Letzter erhaltener
Stadtturm
in Haltern.
Das Alte Rathaus von Haltern

Der
Mühlenbach bei Dülmen.
Eine Auszeichnung, die
vielen Städten gut zu Gesicht stünde. 
Historisches
Überbleibsel in Dülmen: das Lüdinghauser Tor.

Tolle
Wege, duftende Rapsfelder.
Kleiner Ort, große
Kirche: Bösensell bei Münster. 
Markant:
die Ludgerikirche in Münster.

Münster:
Der Dom mit den beiden mächtigen Türmen ist eine von unzähligen Kirchen
in der Bistumsstadt.

Im
Rathaus von Münster wurde 1648 der Westfälische Friede geschlossen.

Im
Boniburgwald bei Handorf: Dyckburg-Kirche. 
Haus
Langen an der Bever (bei Westbevern). 
Spitzkirche
in Versmold. 
Bahnhof
Borgholzhausen..
Übernachtungen
Haltern:
Pevelings Hof in Haltern OT Lipramsdorf Info
Münster:
Jugendgästehaus
Aasee (Jugendherberge), Bismarckallee
31, 48151 Münster, Tel: 02 51 / 53 02 8 - 12, komfortabel, stadtnah
Etappen
Hamm-Münster 83 km
Münster-Haltern (Lipramsdorf) 89 km
Haltern-Münster 58 km
Münster-Versmold- Borgholzhausen Bf. 61 km
Zur
anderen Münsterland-Radtour ist ebenfalls eine mit Musik vertonte Diaschau auf DVD erschienen.
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