Naheradweg
- von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein bei Bingen
Die Nahe ist zwar nur ein kurzer Fluss,
bietet aber dennoch von der anstrengenden Klettertour
bis zum Genussradeln durch die Weinberge allerhand Abwechslung. Die Nahe entspringt 460 Meter ü. d. Meeresspiegel im Saarland und mündet nach gut
110 Flusskilometern bei Bingen in den Rhein. Das Gesamtgefälle beträgt
rund 380 Meter.
Von der Nahequelle nach Idar-Oberstein
Dieser Tag sollte
eigentlich eine recht kurze Etappe bringen. Und Berge, so erzählten uns
die „Kenner“ aus der Region, gebe es auch so gut wie gar nicht. Nach
dem anstrengenden Saar-Nahe-Höhenradweg SNH schwangen wir uns also
frohgemut in den Sattel. Gleich nach der ersten Kurve ging es schon 3,66
km lang bergauf. Und das mit den Anstiegen sollte bis Idar-Oberstein
auch in regelmäßigen Abständen so bleiben. Über die Mombergstraße in
Oberthal radelten wir also – zunächst aufwärts – gen Selbach.
Dort folgten wir dem Schild zur „Nahequelle“, die nicht weit
vom Ortskern entfernt und leicht zu erreichen ist.
Nun ging es Richtung Neunkirchen,
nicht zur verwechseln mit der größeren Stadt im Saarland. In diesem
Ortsteil von Nohfelden wohnt die Sängerin Nicole Seibert ("Ein
bisschen Frieden", 1982).
Kurz vor dem Ort bogen wir rechts ab nach Nohmühle, wo wir wieder
auf den SNH stießen. Eine wunderschöne Radstrecke, die sich bis zum mit
120 ha erstaunlich kleinen Bostalsee fortsetzte. Angesichts der
Superlative in unserem Reiseführer hatten wir einen wesentlich größeren
See erwartet.
Bald passieren wir Türkismühle, wo wir die Eisenbahnstrecke
queren. Hier steigen viele Radler von der Bahn in den Naheradweg ein. Es gibt eine
direkte Verbindung von Türkismühle nach Trier.
Nach 25 km – inklusive der etwa vier Kilometer wegen Verfahrens bei der
Quellensuche in Selbach - erreichten wir Nohfelden. Sehenswert in
Nohfelden ist die Burg Veldenz. Sie liegt auf einem Bergsporn und wurde im
Jahre 1286 erstmals urkundlich erwähnt. Der 21m hohe Bergfried ist noch
vorhanden. Quelle
Die leckere
Erdbeertorte und der Pott Kaffee beim Bäcker hatten uns neue Kraft
gegeben, so dass wir die folgenden Anstiege halbwegs überstanden. Vor
allem der dritte war sehr steil und forderte viel Kraft. In unserem Reiseführer
war nur ein schwarzer Pfeil eingezeichnet. Mindestens drei hätten es sein
müssen – aus der Gegenrichtung waren es sogar vier Pfeile, die ja
bekanntlich bei Radwanderkarten für stärke Steigungen stehen.
Als wir die große
Autobahnbrücke erblicken, ist das Ende des Saarlands erreicht. Doch ehe
wir auf den Boden von Rheinland-Pfalz gelangen, müssen wir einen steilen
Abstieg auf losem Schotter meistern – nicht ganz ungefährlich! Der Weg
nach Birkenfeld verläuft mit moderater Steigung auf einer alten
Römerstraße. Ein kurzer Tripp durch die Altstadt ist nataürlich
Pflicht.
Auf dem Platz vor dem Rathaus
von Birkenfeld steht ein Denkmal, das an den Beruf des Schellenmannes
erinnern soll. Früher wurden öffentliche Bekanntmachungen durch
Ausschellen unters Volk gebracht. Der Künstler der Skulptur ist Eberhard
Linke aus Saulheim.
Die Burg Birkenfeld war die Stammburg der Wittelsbacher. Das
Schloss war das Residenzschloss des Großherzogs von Oldenburg.
Das älteste erhaltene Wohngebäude von Birkenfeld ist das Haus Kussler.
Es steht in der ältesten Straße des Städtchens und stammt aus dem Jahr
1590. Im Sandsteinbogen über der Haustür ist ein Brezelmotiv zu sehen,
was darauf schließen lässt, dass sich in dem Gebäude einstmals eine Bäckerei
befunden hat.
Quelle: www.hunsrueck-nahereise.de
Nach dem Besuch
Birkenfelds geht es weiter
nach Elchweiler.
Eine anmutige Landschaft, kleine Orte wie
Niederbrombach und Kronweiler machen diesen Streckenteil zum schönsten
auf dem SNH. Dann die Frauenburg mit den zwei imposanten Brückenbauwerken
darüber. Weiter zwischen Eisenbahn und Nahe, durch ein wunderschönes Tal
auf einer alternativen Route mit zwei Behelfsbrücken. Trotzdem werden wir
uns immer an die vielen Steigunen vor Idar-Oberstein erinnern, das nun
nicht mehr weit ist. Ein Tag fast so anstrengend wie der zuvor. Zum Glück
bei einer geringeren Tagesdistanz.
Kurz vor Idar-Oberstein,
kurz: IO, kehren wir beim Biergarten am Wehr ein. Weiter geht es
entweder, wie zwei Schilder ausweisen, auf einer Straße mit kurzem, aber
steilem Anstieg, oder über Treppen mit Schieberinnen. Nach der
Besichtigung letzterer entscheiden wir uns wegen unserer Gepäcktaschen
dann doch für die Straße.
Zu unserem Quartier
nach Tiefenstein, einem Ortsteil von IO, müssen wir noch etwa
sieben oder acht Kilometer im dichten Verkehr radeln. Radwege gibt es
nicht. Aber anders als im Saarland sind die Leute hier rücksichtsvoll
Radfahrern gegenüber, halten ausreichend Seitenabstand und versuchen auch
nicht, noch kurz vor einer Verkehrsinsel oder Kurve zu überholen. Danke!
Am Abend fahren wir mit
dem Bus in die Stadt - sprich: in den Ortsteil Oberstein - erklimmen Felsenkirche
und Burgruine und schlendern noch ein wenig durch die inzwischen fast
menschenleere City. Die dichte Bebauung und der Lärm von Straßenverkehr
und Bahn in dem engen Tal geben uns doch zu denken. Die Nahe ist ganz
unter einer vierspurigen Schnellstraße verschwunden. „Das hat eine
Milliarde Mark gekostet“, erzählt uns der aus Berlin stammende
Taxifahrer, den "die Liebe", wie er sagt, in Idar-Oberstein
gehalten hat, wohin er als junger Mann zur Bundeswehr abkommandiert worden
war.
Ein anstrengender,
abwechslsreicher Tag mit unendlich vielen Eindrücken geht zuende. Morgen
wollen wir die Flachetappe der Nahe genießen und am Abend in Bingen den
Rhein erreichen.
Nach Bingen an den Rhein
Endlich ein Radeltag für
Genießer. Nur ein Anstieg stand diesmal auf dem Programm. Und der wurde
belohnt mit einer wunderschönen Aussicht über Oberhausen und das
Nahetal, und das bei einem erstklassigen trockenen Rieslang vom
Anbaugebiet nebenan.
Vom Quartier in
Tiefenstein ging es zunächst 7 km flott bergab. Wir radelten durch die Fußgängerzone
und verließen IO unterhalb von Burgruine und Felsenkirche. Straße und
Eisenbahn verschwanden oberhalb der wieder sichtbaren Nahe im Berg. Lange
Zeit fuhren wir in Sichtweite oder direkt durch ein Gewerbegebiet, ehe der
Verkehr ab Weierbach langsam immer mehr in die Ferne rückte.
Ein Besuch in
Kirn
Natürlich besuchen wir
die Altstadt von Kirn, wo gerade Markttag ist. So landet ein
bisschen Obst in den Packtaschen. Vitamine braucht ja gerade der Radler
auf anstrengender Tour dringend.
Einen Stadtrundgang durch Kirn gibt es übrigens hier als Broschüre im PDF-Format zum Ausdrucken. Sehr bekannt ist die in einem Gewölbekeller
der Kyrburg untergebrachte Whiskysammlungen, eine der größten
Deutschlands. Mit den in der Bar ausgestellten Sorten sind auf der Kyrburg
insgesamt rund 2.500 verschiedene Whiskyflaschen zu bestaunen. Aber auch
ein anderes Getränk hat hier Tradition: Bier. In ganz Rheinland-Pfalz
bekannt ist die Stadt durch die örtliche Brauerei und deren Bier: Kirner
Pils.
Ein paar merkwürdige Trommeln fielen uns ins Auge, die mein Kollege, der
bei Miele arbeitet, gleich richtig einordnete. Bestätigt wird er
(jedenfalls annähernd) durch die Homepage der Stadt unter www.kirn.de:
"Walkfässer kamen viele Jahre lang auch in der
Kirner Lederindustrie zum Einsatz. In den rotierenden
Fässern wurden die Felle zur Enthaarung
aufgewelkt, gegerbt und nach weiteren
Arbeitsgängen zu fertigem Leder verarbeitet
und gefärbt. Während Walkfässer erst
in der industriellen Lederproduktion zum Einsatz
kamen, wurden die Felle in den Jahrhunderten zuvor
in mit Eichenbalken und -bohlen
ausgekleideten Lohgruben gegerbt. Beim
Bau des Feuerwehrhauses wurden hier mehrere
Lohgruben gefunden."
Und bei Wikipedia ist zu lesen: Kirn hat als "Stadt des Leders"
deutschlandweit Berühmtheit erlangt. Heute sind von den ehemals großen
Lederfabriken zumeist nur die Firmensitze vor Ort verblieben. Infolge von
Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer sind in der Lederproduktion
und -verarbeitung in Kirn nur noch wenige Arbeitnehmer beschäftigt. Quelle
In Hochstetten bietet sich gleich an der
Nahebrücke eine Sitzgruppe zum Rasten an.
Richtig lauschig wurde die Tour ab Martinstein. Das Tal hatte sich
geweitet. Rechts Kornfelder mit Mohn und Kornblumen, links entfernt die Hänge
mit den Weinbergen. Über Meddersheim erreichten wir Bad
Sobernheim, dessen Altstadt wir einen Besuch abstatteten. Sobernheim
ist das einzige Felkeheilbad in Deutschland.
Was sich hinter "Felke" verbirgt, verrät die Homepage der Stadt
Bad Sobernheim: "Die Naturheilweise der Felkekur basiert auf
den Naturheilmitteln Licht, Luft Wasser und Lehm. Dabei ist der Lehm, die
„heilende Erde“, der Mittelpunkt dieser Therapie.
Die Felkekur mit den Naturheilmitteln Licht, Luft, Wasser und Lehm
kombiniert mit viel Bewegung und Entspannung und einer vitaminreicher Ernährung
werden in Bad Sobernheim von drei privat geführten Kur- und
Wellnessbetrieben angeboten. Die traditionelle Felkekur gepaart mit
Medical Wellness bittet dem modernen Wellnessgast ein vielfältiges
Angebot."
Quelle: www.bad-sobernheim.de
Vorbei am bekannten Barfußpfad
von Bad Sobernheim radeln wir danach in Sichtweite der Nahe und der
Eisenbahnlinie gen Bingen.
In Staudernheim schauen wir uns die Draisinenstation an, in Boos
einen alten Römerkeller. Im winzigen Rathaus sind der Ortsbürgemeister
und ein paar kommunikationsfreudige Herren gerade mit der
"Entkernung" beschäftigt. Aus dem ehemaligen Rathaus soll ein
Gemeindezentrum werden. Nette Leute hier!
Hinter der Abzweigung nach Schloßböckelheim kommen die Weinberge
immer näher und der Weg führt mitten hinduch auf die Anhöhe. Von der
ehemaligen staatlichen Weinbaudomäne genießen wir den unvergesslichen
Ausblick über den Fluss und die Landschaft bei einem guten Wein. Keiner will
so recht weiter und von diesem Bilderbuchbilck lassen...
In Bad Münster am
Stein-Ebernburg staunen wir über die zahlreichen Gradierwerke. In
diesem Mineralheilbad und heilklimatischen Kurort stehen Heilbehandlungen
mit Sole und Radon sowie spezialisierte Reha-Angebote auf dem Programm.
Baden im warmen Solewasser oder Meer atmen im größten
Freiluftinhalatorium Europas stärken Körper und Wohlbefinden.
Mitte des 19. Jhs. nahm der Ort einen raschen Aufschwung zum viel
besuchten Kurort, dem 1905 die Bezeichnung „Bad“ zuerkannt wurde.
Seit 1729 sind die Gradierwerke, auch Salinen genannt, zur Salzgewinnung
in Bad Münster am Stein historisch belegt. Durch Verdunstung des über
die Schwarzdornwände herabtropfenden Solewassers wurde der Salzgehalt vor
dem nachfolgenden Eindampfen (Kochen) erhöht.
Die Ebernburg wurde ab 1338 an der heutigen Stelle von dem Grafen von
Sponheim und dem Raugrafen erbaut
Quelle: www.bad-muenster-am-stein.de
Als wir Bad Kreuznach erreichen, wo gerade ein Fest läuft, beginnt
es zu regnen. Zum Glück nur ein kurzer Schauer. Meistfotografiertes Motiv
der Weinstadt sind die malerischen Brückenhäuser über der Nahe. In Gensingen
rasten wir beim Sportplatz, wo es Bratwurst und Getränke auch für Radler
gibt, plauschend überstehen wir einen Regenschauer und radeln dann über Grolsheim
und Dietersheim nach Bingen.
Unser Quartier liegt auf dem Schlossberg, was den Radeltag mit einem
langen Anstieg "krönt". Positiv: Am nächsten Morgen geht es
erstmal nur bergab.
Altstadtbummel in Bad Sobernheim.
Spaß für Alt und Jung: der Barfußpfad
in
Bad Sobernheim.
Trockener Riesling direkt über den
Weinbergen
genießen: am Naheradweg bei Oberhausen.
Ruine Rheingrafenstein über Bad Münster
am Stein
Ebernburg.
Eines der vielen Gradierwerke in Bad
Münster am
Stein Ebernburg.
Spickzettel
Route: Nahe-Radweg
Start/Ziel: Quelle bei Selbach/Bingen am Rhein
Bahnanreise: Türkismühle
Länge: 127 km; Entfernungen: Selbach 0 km, Idar-Oberstein 50 km, Bad
Sobernheim 85 km, Bingen 130 km Schwierigkeit: im oberen Teil mittel, wenige schwere Anstiege, im
unteren Teil leicht (siehe Bericht) Übernachten: Quartiere siehe Bericht(e) Internet:Homepage Radwanderführer:siehe unten
Tafel an der Nahequelle bei Selbach.
Hier entspringt die Nahe.
Bei
Nohmühle endet der
Saar-Nahe-Höhenradweg.
Der
erste Teil des Naheradweges birgt manche starke Steigung - vor allem kurz
vor Idar-Oberstein und bei Türkismühle.
Am
Bostalsee, einem Wassersportzentrum der Region..
Naheradweg-Emblem
bei Türkismühle.
Burg
Nohfelden. Beim Bäcker
an der Brücke gab es leckeren Erdbeerkuchen und Kaffee.
Grüner Teich am Naheradweg.
Nachgebaute
Römerstraße bei Birkenfeld.
Die Nahe kurz vor Idar-Oberstein.
Neben
der bisherigen schweren Strecke wird
gerade eine leichtere Route eingerichtet, die dennoch einige
schweißtreibende Anstiege beinhaltet.
Wehr
bei Idar-Oberstein. Gleich nebenan gibt es einen schönen Biergarten.
Die
Weiherschleife in Idar-Oberstein, wo sich (fast) alles um Edelsteine
dreht.