Seen,
Kanäle,
schöne Alleen - und Ruhe
Mecklenburg per Fahrrad entdecken: Von Hannover über Uelzen und Lauenburg zum Schaalsee
und zum Schweriner See - Teil 2 -
Teil 3
- Teil
4 - Karte
MVP
Mecklenburgs Natur
per Rad entdecken (1)
Eine
Radtour von Hannover über Uelzen, Lauenburg und Zarrentin zum Schweriner See
Idyllische Seen, verbunden durch Kanäle, auf denen die Boote der
Freizeitkapitäne dahintuckern; dazu schattige Alleen entlang von Straßen und
Wegen, leicht hügeliges Land, Natur pur und vor allem: Ruhe - das alles
und viel mehr bietet die weitläufige Seenlandschaft nördlich der Elbe.
Grund genug, über Himmelfahrt diese Region mit dem Fahrrad zu erkunden.
Anreise
durch die Lüneburger Heide Schon
die Anfahrt aus Richtung Hannover (Startort: Burgdorf) zu unserem ersten
Zwischenziel Uelzen bietet dem Radler echten Genuss. Man kann kann sich
gut am Fernradweg Hannover-Lüneburg orientieren, der hinter Celle
durch den Naturpark Südheide führt, allerdings nicht immer gut
nachvollziehbar beschildert ist. Aber Karte und Kompass hat ein
passionierter Tourenradler ja eh dabei. Und wie sagte schon Hermann Löns:
Die schönsten Stelle findet man, wenn man sich Verlaufen resp. als Radler
verfahren hat. Stimmt!
So
radeln wir also in Horchweite der Eisenbahnstrecke Celle-Hamburg durch die
Heide, meistens über passabel befahrbare Waldwege und ohne nennenswerte
Steigungen, durch Hösseringen mit seinem besuchenswerten Museum bis Unterlüß.
Am Bahnhof gibt es einen Griechen, wo sich trefflich pausieren lässt.
Weiter geht es vorbei am Hardausee (ebenfalls mit einer schönen
Einkehrmöglichkeit) nach Suderburg. Achtung: Direkt hinterm See
rechts abbiegen (ein Schild konnten wir dort nicht entdecken)!
Von
Suderburg erreichen wir Holdenstedt mit seinem Schloss
und bald darauf Uelzen und -
nach 105 km - unser Quartier in Groß Liedern, etwa drei Kilometer
außerhalb der Stadt. Im Restaurant am Sportboothafen
gibt es Gutes zu essen, und zwar zu zivilen Preisen. Klar, dass abends
noch eine Radrunde durch die Uelzener Altstadt gedreht wurde -
einschließlich einem Besuch des Hundertwasser-Bahnhofs. Video
bei Youtube
ESK
- der Elbe-Seiten-Kanal
Von Groß Liedern aus, wo es übrigens mehrere Quartiere gibt, biegen wir
am zweiten Radeltag gleich in die Straße nach Oldenstadt ein und
radeln geruhsam über Ripdorf nach Walmsdorf, ab dort rechtsseitig ein
Stück entlang des Elbe-Seiten-Kanals, kurz: ESK, und dann über
Jasdorf nach Bad Bevensen. Da wir später noch ein langes Stück am Kanal
langfahren werden, wollten wir immer mal für etwas Abwechslungs durch
Abstecher landeinwärts sorgen, was allerdings mit erhöhtem Kraftaufwand
beim Bewältigen diverser Steigungen zu erkaufen ist, aber durch
idyllische Dörfer und nahezu unberührte Natur belohnt wird.
Bei
Wikipedia heißt es: Der Elbe-Seitenkanal (ESK) ist ein 115,2
Kilometer langer Schifffahrtskanal zwischen dem Mittellandkanal
bei Edesbüttel, westlich von Wolfsburg, und der Elbe
bei Artlenburg. Er wurde nach achtjähriger Bauzeit 1976 eröffnet.
Sein Hauptzweck besteht darin, die Elbe zwischen Hamburg und Magdeburg mit
ihren Niedrigwasserperioden zu umgehen. Zu Zeiten der Deutschen Teilung
diente er auch dazu, das Territorium der Deutschen Demokratischen
Republik, von Schnackenburg bis zum Mittellandkanal, zu umfahren. ...
Am 18. Juli 1976 kam es wenige Wochen nach Eröffnung des Kanals zu einem
Dammbruch bei Lüneburg. Der Kanal brach an einer Unterführung in der
Gemeinde Adendorf im Ortsteil Erbstorf. Über fünf Millionen Kubikmeter
Wasser überfluteten das Umland. mehr
Wir durchqueren Bad
Bevensen, eine lebendige kleine Stadt direkt am ESK, die seit 1975
als Heilbad anerkannt ist. Im Ortsteil Medingen wurde bereits 1336, als
Bevensen noch ein kleiner Marktflecken an der Ilmenau war, ein Zisterzienser-Frauenkloster
im angesiedelt.
Hinter Hohnsdorf stoßen wir wieder auf den ESK und radeln nun
immer schnurstracks am Wasser entlang. Die Zahl der uns begegnenden
Schiffe ist zahlenmäßig eng begrenzt - sprich: wenig los auf dem Wasser
-, so dass erst das riesige Schiffshebewerk in Scharnebeck wieder
für Abwechslung sorgt.
Das Schiffshebewerk Scharnebeck bietet ein sehenswertes technisches
Schauspiel. Es ist wohl für jeden Zuschauer ein imposantes Erlebnis, wenn direkt vor der eigenen Nase
Schiffe in diesem riesigen Fahrstuhl über eine Höhe von 38 Metern
befördert werden. Das Senkrechtschiffshebewerk wurde 1974 als das größte
der Welt erbaut. Da die Schiffe inzwischen immer größer geworden sind,
soll (Stand: 2015) eine größere Anlage gebaut werden. mehr
Nun ist es nicht mehr allzu weit nach Lauenburg,
dessen Altstadt an der Elbe ein wirklich sehenswertes Ensemble bildet.
Auch das Schloss in der Oberstadt ist einen Besuch wert. Auf jeden Fall
sollte man sich die zeit nehmen, bei einem der örtlichen Lokale mit
Biergarten Halt zu machen und die langsam dahin fließende Elbe auf sich
wirken zu lassen.
Ehemalige
deutsch-deutsche Grenze
Um aus der der ehemaligen Grenzstadt
Lauenburg herauszufinden, bedarf es anscheinend hellseherischer
Fähigkeiten. Schilder nach "Büchen" weisen in
gegensätzliche Richtungen, unter einer Brücke endet der Weg vor einem
riesigen Kieshaufen, ein anderes weist auf einen Radweg, der nach 50
Metern im Grünstreifen endet - Chaos pur. Und rundherum lärmende LKW,
die nur knapp an einem vorbeidonnern. Endlich finden wir die Ausfahrt nach
Lanze und sind froh, dass nun wieder Ruhe herrscht.
Bei Zweedorf verlassen wir den Kanal und orientieren uns nun am "Radfernweg
ehemalige deutsch-deutsche Grenze", dessen Beschilderung uns
allerdings manche Rätsel aufgab. Von der Grenze
ist eh nichts mehr zu sehen, mit Ausnahme eines kleinen Freilichtmuseums
in Leisterförde. Youtube-Video
Kurz
darauf überqueren wir die Autobahn 24 am ehemaligen Kontrollpunkt
Zarrentin. Die Reichsautobahn Hamburg–Berlin befand sich schon in den
1930er-Jahren in Planung. Die Transitautobahn wurde schließlich am 20. November
1982 dem Verkehr übergeben. mehr
Anschließend führt die Route über einen geschotterten Sandweg, der sehr
schlecht zu befahren ist und viel Kraft kostet.
Schon früh gegen 16 Uhr erreichen wir unser Tagesziel Zarrentin
am Schaalsee. Der Ort lag im Grenzsperrbezirk. Das von der letzten
DDR-Regierung beschlossene Großschutzgebiet "Naturpark Schaalsee"
bildet die Grundlage, dass Zarrentin mit seinen nahezu unberührten
Naturgebieten heute ein attraktives Naherholungsgebiet anbieten kann, wo Ruhe suchende Urlauber bestens
aufgehoben
sind - es sei denn, es rumpelt gerade ein LKW über die
Kopfsteinpflasterstraße.
Der Schaalsee ist übrigens mit über 71 m der tiefste Klarwassersee
Norddeutschlands und darf nur von Elektrobooten und motorlosen Schiffen
befahren werden.
Durch
den Schaalsee verläuft die Grenze zwischen den Bundesländern
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Vor dem Fall der
innerdeutschen Grenze war das die Grenze zwischen der DDR und der BRD. Die
Westseite des Schaalsees wurde schon 1960 als Naturpark „Lauenburgische
Seen“ unter Schutz gestellt. Quelle
Laut Wikipedia lag beim heutigen Zarrentin im 11. Jahrhundert "die slawische
Siedlung „Zarnethin“. Der Name könnte übersetzt heißen „Ort
des Bösen“ oder „Ort des Schwarzen“ und deutet auf eine
Kultstätte hin." Und weiter: "Um 1250 wurde das Zisterzienserinnenkloster
gegründet. Die Pfarrkirche wurde Klosterkirche. 1460 wurde unter
Verwendung von Teilen der alten Kirche mit Ablassmitteln
das heutige gotische
Langhaus errichtet." Kirche und Konventsgebäude beherrschen die
Anhöhe über dem Schaalsee.
Etappen Tag 1: Von Burgdorf nach Uelzen 105 km Tag 2: Von Uelzen nach Zarrentin 104 km Tag 3: Von Zarrentin nach Flessenow am Schweriner See 88 km Tag 4: Von Flessenow nach Ludwigslust 65 km gesamte Tour: 362 km Bahnrückreise
per Wochenendticket über Stendal nach Lehrte