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Von Bamberg nach Hilpoltstein

Autor:
Dieter Hurcks Copyright 10/2009

Main-Donau-Kanal
 
Eine 103 km lange Radtour vom malerischen Bamberg entlang der vor dem Bau und auch heute noch umstrittenen Wasserstraße nach Hilpoltstein. Auf unserer Radtour von Nord nach Süd, von Hannover zum Bodensee, waren wir von der Werra hinüber an den Main gefahren und dort bis Bamberg geradelt.

Der Tag "nach Bamberg" Tag belehrte uns, dass das Fahren am Main-Donau-Kanal trotz tischebenen Streckenverlaufs nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Denn bei Temperaturen über 30 Grad, hoher Luftfeuchtigkeit, Gegenwind und überwiegend schattenlosen Wegen war das Fortkommen mit einigen Anstrengungen verbunden. Streckenweise gab es auch auf der anderen Kanalseite ganz neu angelegte Radwege, die im Schatten lagen. Wir blieben aber auf dem in unserer ADFC-Karte ausgewiesenen offiziellen Radweg.  

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Kurz vor Strullendorf bemerkt unserer Mitfahrer Karl-Heinz Risse an seinem Rahmen. Der Fahrradhändler in diesem Ort erweist sich als sehr hilfsbereit und fährt Mann und Rad nach Bamberg, wo sich eine Generalvertretung der Fahrradfirma befindet. Per Telefon vorgewarnt, baut man dort den Hinterbau aus, so dass unser per Bahn nachgereister Mitradler tatsächlich bei Fürth wieder zu uns stossen kann. Zwei Stunden später wäre Wochenende und die Tour wohl für Karl-Heinz vorläufig zu Ende  gewesen.

Wir anderen radeln am Kanal weiter, kühlen unterwegs an einer Badestelle unsere Füße und geraten in Eggolsheim auf die falsche Brücke, so dass wir wieder ein Stück zurück strampeln. Doch bald bemerken wir den Irrtum. Die zweite Brücke ist die richtige. Der Weg führt uns nach Forchheim, wo wir an einer alten Steinbrücke Halt machen.

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Kaiserliches Forchheim 
Als alt und ehrwürdig kann die Stadt Forchheim mit ihrer wenigstens 1250jährigen fränkischen Geschichte auf jeden Fall bezeichnet werden, auch wenn ihre Existenz urkundlich erst seit dem Jahre 805 mit dem Capitulare von Dietenhofen durch Karl den Großen beweisbar geworden ist. Zu dieser Zeit bestand aber längst ein fränkischer Königshof, der schon bald als königliche Pfalz zumindest von 840-1077 als ein Hauptort des Reiches eine herausragende Bedeutung erlangte.

Ludwig der Deutsche, Arnulf von Kärnten und Otto II. hielten mehrmals hier Hof zusammen mit zahlreichen weltlichen und kirchlichen Fürsten.

Europäische Geschichte wurde in Forchheim geschrieben, als im Jahre 900 Ludwig das Kind siebenjährig zum König gewählt wurde. Seit der Wahl Konrads I. im Jahre 911 zum ersten rein ostfränkischen König kann sich die Stadt sogar als Wiege des späteren deutschen Kaiserreiches betrachten. 1077 war Forchheim Ort eines dramatischen Vorgangs mit weitreichenden Folgen. Obwohl der mit Kirchenbann belegte Heinrich IV. bei seinem berühmten Canossagang Abbitte beim Papst leistete, erklärten die in Forchheim versammelten Reichsfürsten ihn für abgesetzt, wählten dessen Schwager Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. Quelle: www.forchheim.de 

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Weiter geht die flotte Fahrt über Baiersdorf und vorbei an Erlangen. Am anderen Ufer verfolgt uns die Autobahn 73. Gaststätten sucht man direkt am Main-Donau-Kanal vergeblich, aber die Dörfer links und rechts liegen meist nur wenige Fahrminuten entfernt.

Hinweisschilder am Kanal sind verboten, wie uns die Bedienung im Biergarten des Gasthauses „Zur Krone“ in Hüttendorf erläutert. Wir halten das für wenig kundenfreundlich, schließlich sind Radler auch Kunden. Eine herzhafte Kartoffelsuppe mit Einlage bringt uns wieder auf die Beine. Das Hefeweizen hier trägt den Namen unseres Mitradlers Peter.

Weiter geht die Fahrt. Die vielen Schleusen fallen uns auf. Ab und zu überquert der Kanal ein Tal mit Fluss und Straße. Beim jetzt von einer freundlichen griechischen Familie bewirtschafteten Hof zur Linde im Dorf Schwanstetten, wo gerade die Folgen heftiger Gewitterschauer beseitigt werden, pausieren wir noch einmal, ehe wir den Anstieg zum Rothsee und nach Hilpoltstein unter die Räder nehmen. 103 km stehen am Abend auf dem Tacho.


Zu unserem Quartier, dem Gasthaus „Zum Hirsch“, geht's zum Schluss in rasanter Fahrt abwärts. Neben dem uralten Landgasthof sitzen einige Einheimische, unweit rauscht das Wasser eines Baches ein kleines Wehr hinunter. Wir gesellen uns zu der konversationsfreudigen Runde, genießen das rustikale Abendessen und lassen den Abend mit einem Bummel durch die unerwartet lebendige Stadt ausklingen.

Viele ansehnliche Straßenzüge, jede Menge Gaststätten und Sehenswürdigkeiten beeindrucken uns an diesem schwülwarmen Sonnabend. Selbst bei geöffneten Fenstern bleibt die erhoffte Abkühlung aus. Dabei müssen wir viel Kraft tanken für die nächste - laut Landkarte ziemlich bergige - Etappe, die uns hinüber ins Altmühltal führen soll.

Hilpoltstein 
Die Stadt Hilpoltstein hat sich bis heute ihren mittelalterlichen Kern erhalten. Die Anfänge der Burg und der Stadt liegen im 10. Jahrhundert. Nach wechselvollen Schicksalen als Sitz eines Pflegamtes für die drei verbundenen Ämter Hilpoltstein, Allersberg und Heideck wurde die Stadt 1793 Bestandteil des Kurfürstentums Bayern und 1803 Sitz eines Landgerichts. 1972 wurde der Landkreis Hilpoltstein im Zuge der Gemeindegebietsreform in Bayern aufgelöst und dem neu geschaffenen Landkreis Roth einverleibt.

Seit über 1000 Jahren trägt der Hilpoltsteiner Burgberg eine Befestigung. Die Burg war bis 1385 Stammsitz der Herren von Stein, danach ein wichtiger Stützpunkt der Herzöge von Bayern. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde sie in mehreren Abschnitten umgebaut. Ab 1700 erfolgte der teilweise Abbruch. Heute ist die Burgruine saniert und in den Sommermonaten begehbar. Im Juli und am Burgfest spielen die Hilpoltsteiner Burgspieler auf der Naturbühne klassische Komödien.

Im Hotel und Brauereigasthof Schwarzes Ross ist ein Museum eingerichtet. Das Anwesen blickt mit seinen fachmännisch sanierten Gebäuden auf eine reiche, wechselvolle Geschichte zurück. Romanische Kellergewölbe, die hochmittelalterliche Stadtbefestigung mit Wehrgang, Fachwerkbauten des 16. Jahrhunderts und Baureste einer Brauerei aus der Renaissancezeit sind hier erhalten. Quelle: www.hilpoltstein.de 

Der Main-Donau-Kanal 
Am 25. September 1992 wurde eine Wasserstraße eingeweiht, deren Bedeutung schon Karl der Große erkannt hatte: Der Rhein-Main-Donau-Kanal bildet eine rund 3.500 Kilometer lange Verbindung von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Doch auch heute noch ist das Projekt umstritten. Gegner bezweifeln nach wie vor den wirtschaftlichen Nutzen. Zusätzlich sorgt der von der Schifffahrt geforderte Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen für Streit.
Nach der etwa 300 Kilometer langen Strecke von Aschaffenburg bis Bamberg folgt das eigentliche Herzstück der Gesamtstrecke: der Main-Donau-Kanal zwischen Bamberg und Kelheim.

In 16 Staustufen überwinden die Frachter 171 Höhenmeter und die europäische Wasserscheide. Rund 2,4 Milliarden Euro hat dieser Kanal-Abschnitt gekostet. Der Kanal wird im Norden durch die Regnitz und die Pegnitz gespeist und führt von Bamberg über Forchheim und Erlangen nach Nürnberg. Der südliche Abschnitt zieht sich von Nürnberg über Hilpoltstein und Beilngries nach Kelheim zur Donau.

Mit dem in 32 Jahren gebauten Kanal wurde eine Schifffahrtsverbindung vom Schwarzen Meer bis zur Nordsee hergestellt. Der Kanal überwindet die Europäische Hauptwasserscheide und insgesamt 176,1 Höhenmeter: vom Ausgangspunkt in Bamberg auf 230,9 Höhenmetern NN bis zum Scheitelpunkt zwischen Hilpoltstein und Bachhausen auf 406 Höhenmetern. Danach fällt er wieder auf 338,2 Höhenmeter bei Kelheim ab. Insgesamt 16 Schleusen heben die Schiffe auf der 171 Kilometer langen Strecke über die Wasserscheide. Auf der Strecke zwischen Regnitz und Altmühl gibt es praktisch keinen natürlichen Zufluss. Deswegen sorgen fünf Pumpwerke für ausreichend Wasser im Kanal. Quelle: www.br-online.de  

Fortsetzung: Von Hilpoltstein ins Altmühltal und nach Eichstätt

Dieser Bericht ist Teil eines Buches über eine Radtour von Burgdorf bei Hannover zum Bodensee.

mehr zum Buch

Ausführliche Dokumentation zum Kanalbau:
www.fen-net.de/er/stadtteile/kanal/kanal.htm
 

Link-Tipp
Fünf-Flüsse-Radweg in Bayern

Buchtipps:

  

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Kurz hinter Bamberg verlaufen Main-Donau-Kanal und Regnitz mal getrennt, mal vereint.



Alte Brücke in der Kaiserstadt Forchheim.

Landgaststätte in Erlangen-Hüttendorf.

Oben Kanal, unter Straße.

Wir passieren Fürth.

Die wenigen Schiffe verschwinden in riesigen Schleusen.

Voll der Sonne ausgesetzt: Radler am Main-Donau-Kanal.

Am Rothsee biegen wir ab nach Hilpoltstein.

Rathaus

Hilpoltstein ist ein malerischer Ort mit unglaublich vielen Gaststätten.

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