Von
der Eder durch den Taunus zur Bergstraße Der Hessische Fernradweg R 8 beginnt an der Eder und verläuft mit
Hauptrichtung Süden bis Weinheim an der Bergstraße, von wo aus es nur wenige
Kilometer bis an den Neckar sind. Also eine ideale Route für alle, die vom
Norden Deutschlands in den Süden radeln wollen. Teil
2
Der
Hessische Fernradweg R8 verbindet Frankenberg an der Eder mit Heppenheim an
der Bergstraße - mit Verlängerung nach Heidelberg. An ihm liegen so
reizende Städte wie Limburg an der Lahn, Idstein und Heppenheim. Da ich den
Ederradweg
schon gefahren bin, stieg ich in den R8 erst in Wallau bei Bad Laasphe ein
- etwa 32 km Radtour-Strecke von Marburg aus.
Dieser rund 310 km lange Fernradweg, Hessens
westlichster übrigens, ist wie die meisten anderen in diesem wald- und
hügelreichen Bundesland oft ziemlich anspruchsvoll, was die Kondition des
Radlers betrifft. Denn er verläuft durch das Gladenbacher Bergland, den
Westerwald, den Taunus, durch den Stadtwald vorbei an Frankfurt am Main
und entlang des Odenwaldes schließlich an die Bergstraße hinter
Heppenheim. Wo Hessen endet, bricht die Beschilderung urplötzlich
ab! Immerhin: Ab hier kann man der Beschilderung des Radweges
"Bergstraße" folgen, der bis Heidelberg führt.
Bahnanreise
nach Frankenberg oder Wallau
Die
Bahnanreise nach Marburg kann per IC oder per Nahverkehr erfolgen.
Von dort besteht eine Verbindung zum Kopfbahnhof in Frankenberg.
Von diesem Städtchen mit seinem famosen Rathaus aus geht es entlang der Eder
auf dem Ederradweg
vorbei an Battenberg und über
Dodenau nach Hatzfeld, einem idyllischen Ort mit Übernachtungsmöglichkeit.
Anschließend verläuft der Weg mit kräftigen Steigungen nach Wallau.
Da
der IC keine Fahrradstellplätze mehr vorrätig hatte, musste ich ab
Hannover Nahverkehrszüge nehmen und in Göttingen und Kassel umsteigen.
Die Fahrt dauerte entsprechend lange. In Marburg angekommen, regnete es.
Der Bahnhof wurde gerade umgebaut (Juli 2012), es lärmte und staubte.
Treppab und wieder treppauf erreichte ich den Bahnhofsvorplatz, stockte
meinen Proviant auf und radelte nach Cölbe. Weil der Regen sich verstärkte,
stieg ich in den nächsten Zug und fuhr nach Wallau, die erste Station
hinter Biedenkopf. Der Himmel zeigte sich gnädig, es hörte auf zu
regnen.
1.
Etappe: Wallau-Schönbach
Am
Bahnhof in Wallau fand ich keinen Hinweis auf den R8, der laut
Karte gegenüber der Kirche Richtung Dillenburg führen soll. Drei Leute,
die ich fragte, wussten in Sachen Radwegweisung von nichts - Autofahrer
halt. So fuhr ich zunächst ein Stück Straße und fand dann schließlich
in Breidenstein den ersten R8-Wegweiser. Dort kam auch der Weg aus
Richtung Kirche Wallau an - eine schöne Asphaltpiste. Nun ging es gleich
zur Sache: Das wellige Land hielt immer wieder Steigungen bereit, die den
Fahrer ständig aufs neue fordern. Mein E-Bike lief zur Höchstform auf.
Zum Glück gab es nur ganz wenige nicht so gut befahrbare Wege, und auch
die Beschilderung erwies sich als „mit Augenmaß“ angebracht. Nur
gelegentlich tauchten Schilder erst auf, wenn man direkt davorstand.
Von
nun an ging es mal durch Wald und Feld, dann wieder durch einen kleinen,
manchmal malerischen Ort, dann wieder entlang einer viel befahrenen Straße
nach Dillenburg. In Frohnhausen zackte der R 8 durch ein
Wohngebiet. Da war es wesentlich ruhiger, denn auf der B 253 herrschte
dichter Feierabendverkehr. Umso schöner dann, in die kleine, von einer mächtigen
Burg überragte Fachwerkstadt Dillenburg einzubiegen und, nach der
Fahrt unter einer langen Autobrücke und über die Dillbrücke, vorsichtig
durch die Fußgängerzone mit den vielen kleinen Geschäften, dem Bäcker,
einem Café und diversen anderen Ausschänken zu rollen. Der Kirschenmarkt
wurde gerade abgebaut, so dass ich nach dem genüsslichen Aufenthalt in
Dillenburg langsam weiterfahren konnte.
Dillenburg Die
Geschichte Dillenburgs ist eng mit der des Niederländischen Königshauses
verknüpft: Der 1533 im Dillenburger Schloss als Graf Wilhelm von
Nassau-Dillenburg geborene Prinz von Oranien ist der Stammvater des
Niederländischen Königshauses, der Linie Oranien-Naussau!
Aber nicht nur Geschichtsinteressierten bietet Dillenburg etwas.
Quelle und mehr
Der
Weg aus Dillenburg hinaus führt zunächst ein ganzes Stück neben der Lärmschutzwand
der Bundesstraße her, ehe der R8 in ruhigere Gefilde abzweigt. Zu meinem
Ziel in Schönbach ging es nun fast kontinuierlich bergan auf meist
ruhigen Wegen. Auf der Straße, neben der der Radweg angelegt ist, war so
gut wie kein Autoverkehr. So erreichte ich kurz vor 19 Uhr mein Quartier -
reichlich geschafft und ein wenig entnervt wegen der vielen Unzulänglichkeiten
an diesem Tag wie Regen und Treppen in Marburg, ein defekter
Fahrkartenautomat in Cölbe, ein lahmes Bähnle mit enorm hohem Einstieg,
und mit einem Radlerpärchen, das sich im Fahrradabteil breit machte und
auch nicht weichen wollte, als die beiden Herrschaften sahen, dass ich
mein Rad nirgends anlehnen konnte. Und beim Rein- oder Rausheben von Rad
und Gepäck halfen sie auch nicht.
Zweimal
wurde ich zudem heftig angehupt, weil ich am Straßenrand angehalten
hatte, um mich zu orientieren. Der Grund war ein verstecktes Schild, das
aus der Ferne signalisierte, hier die Straße zu überqueren und nach
links in die Feldmark einzubiegen. Nur war nicht gleich ersichtlich, wo es
denn weiterging.
In
Schönbach, wo ich im Gasthof ein Quartier gebucht hatte, nutzte
ich die Möglichkeit, mich mangels anderer Angebote im Döner-Imbiss zu
verköstigen. Ein Hotel etwas außerhalb war wohl auch noch im Angebot ...
Bei einem kleinen Bummel durchs Dorf sah ich am Ortsende, dass es am nächsten
Morgen gleich kräftig bergauf gehen würde. Drei Versuche, in Herborn ein
Privatzimmer für eine Nacht zu buchen, wurden übrigens abschlägig
beschieden. So blieb dieser, wie ich hörte, auch sehr schöne Ort leider
unbesichtigt.
Tagesfazit:
Eigentlich kann jetzt alles nur noch besser werden!
2.
Etappe: Nach Idstein - 85 km
Den
am Abend vorher ausgekundschafteten Weg schaffte ich schnell und gelangte
am Ende von Schönbach auf eine ehemalige Bahntrasse, die mit nur geringem
Anstieg über Heiligenborn bis Driedorf führte. Der anfängliche
dichte Nebel war ab dem Waldausgang hinter Driedorf schlagartig
verschwunden. Es ging weiterhin bergauf - insgesamt zehn Kilometer. Die
Aussicht von der Trasse in die Landschaft entschädigte ein wenig für die
Anstrengungen. Ein Windpark kam mir ganz nahe. Auch vor Mengerskirchen,
das mir bis dahin unbekannt war, aber bei der Wegweisung als Fernziel
angegeben wird, ging es noch einmal ziemlich steil hinauf, so dass ich das
E-Bike schob, um Strom zu sparen und die Muskeln einmal anders zu
strapazieren und zu strecken als nur durch das Treten in die Pedale. Das
tut immer wieder gut! Nach 15 km Gesamtstrecke war ich obenauf.
Damit
war der anstrengendste Teil des Tages geschafft. Bis in den Marktflecken
Mengerskirchen im Westerwald mit seinem Schloss ging es nun, nach
einer kurzen Pause in absoluter Stille, bergab. Wen es interessiert und
wer Zeit hat: Das Turmmuseum im Schloss Mengerskirchen stellt schwerpunktmäßig
ausgestorbene Handwerksberufe sowie Gebrauchs- und Kunstgegenstände aus
Ton dar.
Vorbei
an einem See, dem Seeweiher, radele ich flott nach Waldernbach. Das
Wasser des Seeweihers wurde übrigens schon 1452 aufgestaut. Zwischen
Waldernbach und Mengerskirchen bedeckt das blaugraue Gewässer eine Fläche
von 13 ha.
Gute
Wege und eine ausgezeichnete Beschilderung machen die Fahrt zum Vergnügen,
auch wenn es ab Waldernbach nochmal hinauf geht bis zum Kreisel. Rechts quälen
sich die LKWs den Berg hinauf, während der Radweg geradeaus weiterführt
und nach etwa einem Kilometer rechts von der Straße abzweigt. Eine Bank
am Wege läd zur Pause ein, was ich dankend annehme.
Der
doppelspurige Weg führt nach Fussingen.
Hinter dem Dorf muss nochmal 100 Meter den Berg hinauf geschoben werden.
In Ellar fülle ich bei einer
Tankstelle meine Wasserflasche auf. Doch der Lebensmittelladen im nächsten
Ort hat eisgekühltes Mineralwasser zu bieten, weshalb ich das
Leitungswasser nochmals austausche gegen Selters aus der Region. Noch 14
km bis Limburg.
Während
es im Westerwald bisweilen ziemlich kalt war, obwohl der Wind nicht pfiff,
wie in dem bekannten Volkslied, wurde es immer wärmer, je näher ich dem
Lahntal kam. Und auch flacher. Der nächste Ort, den ich erreiche, heißt Hadamar,
liegt an der Deutschen Fachwerkstraße und hat ein paar Sehenswürdigkeiten
zu bieten wie das von weither sichtbare Schloss und die Steinerne Brücke.
Hadamar liegt landschaftlich reizvoll zwischen
Lahntal und Westerwald. Seine historischen Bauwerke bewahren die fürstliche
Vergangenheit. Allen voran die prächtige Renaissanceschloss-Anlage,
die spätgotische Liebfrauenkirche
(14./15. Jh.), die barocke Stadtpfarrkirche und das Rathaus im
Renaissance-Fachwerk. Das Duchscherer-Haus
ist eines der bedeutendsten Fachwerkbauten Hessens aus der Zeit des Frühbarocks
mit aufwendiger Ornamentik (Schulstraße 17). mehr: Wikipedia
Nach
Limburg an der Lahn
Nach 45 km Tagesstrecke erreiche ich dann die tolle Fachwerkstatt Limburg
mit dem die Lahn überragenden Dom, der gerade eingerüstet ist. In den
engen Gassen wimmelt es vor Touristen, darunter auch viele Tourenradler.
Auf dem R8 dagegen hatte ich bis dahin nicht einen einzigen mit großem
Gepäck gesehen.
Nach einer langen
Pause in Limburg
nahm ich die letzten 36 km bis zu meinem Tagesziel Idstein in Angriff.
Wunderschön das Stück entlang der Lahn bis Dietkirchen mit seiner stolz
auf einem Felssporn thronenden Kirche, der St. Lubentius-Basilika.
Um 580 herum wurde
auf dem Kalkfelsen in Dietkirchen
eine hölzerne Kapelle errichtet, die um 750 von einer ersten
steinernen Kirche abgelöst wurde. Das Stift ist höchstwahrscheinlich
zwischen 830 und 838 errichtet worden. Bei der Festlegung des christlichen
Glaubens im Lahngau hat das Stift eine bedeutsame Rolle gespielt, wurde es
doch zum Sitz des Trierer Archidiakons, der das ganze rechtsrheinische
Gebiet Triers leitete, bestimmt. Das blieb so bis zur Auflösung des
Stiftes 1803. Der Bau der heutigen einzigartigen romanischen Kirche
wurde vor dem ersten Jahrtausend begonnen und in den 30er Jahren des 13.
Jahrhunderts vollendet. Quelle
und mehr
Bei
Tageskilometer 57 verlockt der Biergarten an der idyllisch gelegenen Lindenmühle vor Lindenholzhausen
zur Pause: Zum Kaffee gibt es einen erstklassigen Rhabarberkuchen.
Anschließend verläuft der gut geführte R8 weitgehend steigungsfrei
parallel zur Eisenbahnlinie Limburg-Frankfurt.
Erst
hinter Walsdorf geht es nochmal
lange bergauf gen Idstein - auf
einem breiten Radweg neben der Autostraße und abschließend durch die
Feldmark mit einer rasanten Abfahrt in den schönen Ort im Taunus. Am
Hexenturm erreicht der R8 die Altstadt.
Idstein
Idstein liegt im Rheingau-Taunus-Kreis nördlich von Wiesbaden und
hat rund 23.000 Einwohner. Wahrzeichen der Stadt ist der weithin sichtbare
Hexenturm
aus dem 12. Jahrhundert. Quelle: Wikipedia
Idsteins
Schatz ist seine alte Bausubstanz: Fachwerkhäuser vom 15. bis zum 18.
Jahrhundert, teilweise mit reichem Schnitzwerk, Adelssitze wie der
Stockheimer Hof aus dem 16. Jahrhundert und die ehemals herrschaftliche
Gebäudegruppe in der oberen Schloßgasse mit Hexenturm und Schloss.
Reizvoll auch die schlichten, aber gepflegten und neuerdings wieder sehr
begehrten Handwerkerhäuser aus der Zeit der ersten Stadterweiterung um
1700.
Der
König-Adolf-Platz ist das Zentrum der Stadt und ihre gute Stube. Er ist
umgeben von Fachwerkhäusern, die größtenteils um 1600 datieren. Neben
dem Rathaus (1698) steht linkerhand das Schiefe Haus, das sich 1728 der
Major der Stadtmiliz Nicolay erbauen ließ. Rechts vom Rathaus das mächtige
„Kanzleitor“, das seit 1497 den Zugang zum Schlossbezirk bildet. Quelle
und mehr
Fazit:
Außer vor Walsdorf, das ich unterhalb der hoch gelegenen Kirche umfuhr,
gab es keine Probleme mit der Beschilderung. Und auch die Wege waren
meistens einwandfrei zu befahren. Im Vergleich zum ersten Tag meiner Tour
eine erhebliche Verbesserung. So macht das Radeln richtig Spaß.
Etappen und Entfernungen Wallau-Schönbach 54
Idstein (Taunus) 84 km
Darmstadt 88 km Neckar: Ladenburg/Neckar 74 km
Hirschhorn 38 km
Stuttgart 140 km
siehe auch den Bericht zum NeckarradwegundHR6
Spickzettel
Route: Hessischer Fernradweg R 8
Start/Ziel: Frankenberg/Eder bis Weinheim (Bergstraße)
Bahnanreise: Frankenberg oder Wallau
Länge: 295 km bis Landesgrenze Baden Württemberg; Schwierigkeit: diverse Steigungen im oberen Teil und im Taunus (siehe
Bericht) Übernachten: Quartiere siehe Bericht(e) Internet:Wikipedia Radwanderführer: keinen brauchbaren gefunden;
verwendete Karten (siehe unten)
Der R8 beginnt in
Frankenberg an der Eder, das für sein zehntürmiges Rathaus berühmt ist.
Dillenburg mit dem Schloss.
Ab Schönbach geht es zunächst steil
bergan, dann aber gemütlich auf einer alten Bahntrasse weiter.
Durchweg gut ausgeschildert: der
Fernradweg R8.
Dichter Nebel nach dem Regen der Nacht
- auf der anderen Bergseite ist er verschwunden.
Blick zurück auf Driedorf.
Hadamar hat einige Sehenswürdigkeiten
zu bieten.
Diese
enge Gasse führt hinauf zum Limburger Dom.
Limburg:
Blick über die Lahn auf den Dom.
Hoch
über der Lahn thront auf einem Kalkfelsen die St. Lubentius-Basilika in
Dietkirchen.
Die
Lindenholzmühle mit wunderschönem Biergarten.
Walsdorf
- nach dem Ort geht es gen Idstein nochmal mächtig bergauf.
Eine
schöne
Fachwerkarchitektur macht Idsteins Altstadt zu einem echten Schmuckstück
Hessens.