Herkules-Wartburg-Radweg
Per Fahrrad von
Kassel nach Eisenach
Den Plan, von Kassel-Wilhelmshöhe nach Leipzig zu radeln, hatte ich schon
länger in der Schublade. Im herrlichen Sommer 2013 wurde er dann endlich realisiert. Die insgesamt mehr als 400 km lange Route führte zunächst
über den Herkules-Wartburg-Radweg von Kassel-Wilhelmshöhe nach Eisenach,
anschließend auf dem Radweg "Thüringer Städtekette" nach
Altenburg und abschließend auf dem Pleiße-Radweg nach Leipzig.
Der Herkules-Wartburg-Radweg verbindet die Stadt Kassel mit ihrem
barocken Bergpark und dem Schloss Wilhelmshöhe mit der Stadt Eisenach und
dem UNESCO-Weltkulturerbe, der Wartburg. Der Weg führt durch die Flusstäler
von Losse, Wehre und Werra, wobei stark befahrene Hauptverkehrsstraßen wo
immer möglich gemieden werden.
Herkules mit Kaskaden (c)
Stadt Kassel; Foto: Elke Bremer
Buchtipp:
Welterbestätten in Deutschland - Kassel - Bergpark Wilhelmshöhe
Der Bahnhof
Kassel-Wilhelmshöhe ist ein optimaler Startpunkt, da er per Bahn gut zu
erreichen ist. Und so
konnte die Tour schon morgens kurz nach 10 Uhr zu Füßen des Herkules
beginnen. Wer den allerdings aus der Nähe sehen will, muss die rund 7 km
hinauf auf über 500 m Höhe strampeln. Das haben wir uns trotz E-Bike
erspart, obwohl ein Besuch natürlich lohnt, da der Bergpark Wilhelmshöhe
zum UESCO-Welterbe gehört. Denn die vor uns liegenden 105 km kosten auch so schon eine Menge
Kraft.
Vom Herkules zur Wartburg
Montagmorgen kurz nach
10 Uhr an einem sonnigen Juli-Tag in Kassel-Wilhelmshöhe. Die Bahn aus
Hannover ist pünktlich eingetroffen. Beim Heraustreten aus dem Bahnhof
auf die Wilhelmshöher Allee und Blick nach links entdeckt man auf dem
Berg, fast am Horizont, den 70,5 Meter großen Herkules,
der zu dem Ende Mai 2006 eröffneten Herkules-Wartburg-Radweg die Hälfte
des Namens beisteuert. Dieser Radweg verbindet zwei UNESCO-Weltkulturerbe
miteinander und eignet sich hervorragend als „Zubringer“ zum Radweg
Thüringer Städtekette“.
Wir fahren dem fast 7
km entfernten, auf über 500 Meter Höhe thronenden Herkules nur ein Stück
entgegen bis zum Schild „Bad Wilhelmshöhe“, denn ein Startfoto zur
Tour muss natürlich sein.
Der Bergpark Wilhelmshöhe, der sich im
westlichen Stadtgebiet Kassels im Habichtswald befindet, ist eine
Parkanlage von Weltgeltung und besonderer Schönheit und ist seit Juni
2013 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Darin befinden sich das Schloss
Wilhelmshöhe, die Löwenburg (Kassel) und der Herkules,
das Wahrzeichen der Stadt.
Um 1700 wurde der Bergpark von Landgraf
Karl als barocke Parkanlage begonnen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde er
teilweise zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. In den
Sommermonaten finden dort zweimal wöchentlich die sehenswerten Kasseler
Wasserspiele statt.
Quelle und mehr
Unterhalb der Wilhelmshöher
Allee und zunächst parallel zu ihr verläuft durchweg genau ostwärts
der bis Eisenach 105 km lange Fernradweg, der uns entlang der City durch
die Karlsaue und weiter entlang der Fulda nach Querung des Flusses in die
zur Bundesgartenschau 1981 angelegte Fuldaaue bringt. In der Karlsaue
befindet sich die Orangerie
mit dem Museum für Astronomie und Technikgeschichte, dem Marmorbad sowie
der Blumeninsel Siebenbergen.
Mehr über die rund
192.000 Einwohner zählende und bei Kunstfreunden durch die Dokumenta
bekannte Stadt Kassel erfahren Sie u. a. bei Wikipedia.
Von der Fulda zur
Werra
Nach Überqueren der
Fulda herrscht schlagartig Ruhe. Ab km 15 folgen wir dem Lauf des Flüsschens
Losse, das auch einem Radweg den Namen gibt, nach Kaufungen.
Der Lossetalradweg verbindet das großstädtische Kassel von der Mündung
der kleinen Losse in die Fulda bis zur Quelle in Hessich-Lichtenau. Der
idyllische Weg steht ganz im Zeichen des Fachwerkhauses und führt durch
die alten Ortskerne mit ihren malerischen Gassen und Winkeln. Das Rathaus
der 13.500 Einwohner zählenden Gemeinde Kaufungen
befindet sich im Zentralort Oberkaufungen, von wo wir zunächst ein
Stück auf der Straße gen Helsa klettern.
Meistens jedoch rollen
wir auf dem Herkules-Wartburg-Radweg auf asphaltierten Radwegen und
erstklassigen Wirtschaftswegen dahin durch ein nur leicht welliges Land.
Dank E-Bike stellen die wenigen steileren Steigungen kein Problem dar.
Kurz vor Helsa, einem hübschen Fachwerkstädtchen, passieren wir
den Bahnhof von Hessens größter Gartenbahn, der vom Modellbahan-Club
Kassel e.V. betriebenen Steinertseebahn.
Nach der Pause beim Bäcker
in Helsa geht es mit neuem Schwung weiter. Kurz hinter Helsa
passieren wir bei Waldhof seltsame Gebilde im Wald: Kaskaden.
Dieser künstliche Wasserlauf wurde Ende des 2. Weltkriegs wegen der
kontaminierten Abwässer der Sprengstofffabrik in Hessisch
Lichtenau-Hirschhagen erbaut, aber wegen des Kriegsendes nie dafür
genutzt. Heute fließt über die Kaskaden der Rohrbach in die Losse.
In Hessisch-Lichtenau,
dem höchst gelegenen Ort auf der Route, verlieren wir kurz den Weg,
finden ihn aber mit Navi-Hilfe schnell wieder.
Gleich zwei bedeutende
Ferienstraßen, die Deutsche Märchenstraße und die Deutsche Fachwerkstraße,
führen nach Hessisch-Lichtenau. Historische Gebäude, Parks und Gärten
befinden sich am Tor zum Frau-Holle-Land, in der Stadt zur
„lichten Aue" aus dem Jahre 1289. Das Fachwerkstädtchen, innerhalb
der Stadtmauer gelegen, bezaubert mit kleinen Gassen und verträumten
Hinterhöfen. In dem noch vollständig erhaltenen Stadtmaueroval ist
Geschichte allgegenwärtig. Auch die Mythen und Sagen rund um Frau Holle
sind in dieser schönen Berglandschaft noch lebendig. Von ihrem Berg aus,
dem Meißner, schüttelte sie die Betten, auf das es auf der Erde
schneite... Quelle
und mehr
Die Wegweisung hat auch
hinter Hessisch-Lichtenau einige Lücken. Manchmal fehlt bisweilen ein
Schild oder man findet es nicht; und nach Harmuthshausen fahren wir
bloß deshalb, weil selbst ernannte Scherzbolde gleich drei Schilder samt
Mast verdreht haben. Auch hier hilft das Navi schnell zurück auf den
rechten Pfad.
Eine zeitlang begleitet
uns die Baustelle der neuen Schnellstraße (B 7). Ab Hasselbach
genießen wir im Tal der Wehre eine lange Abfahrt durch die schöne
Landschaft des Hohen
Meißners, dessen Berge das Land bis auf 750 Meter überragen. Kurz
hinter Waldkappel, in Bischhausen, verfehlen wir wieder den
Weg, finden aber schnell zurück auf den Track. Nach knapp 63 km, bei Wehretal,
stoßen wir auf die Beschilderung des Hessischen Radfernwegs HR5, die uns
südwärts bis Wichmannshausen begleitet, ehe der
Herkules-Wartburg-Radweg wieder gen Osten schwenkt. Wunderschön ist der
Blick zurück auf das im Tal der Netra liegende Datterode. In Netra
schieße ich ein Foto von der auf die Restaurierungen wartenden ehemaligen
Wasserburg. Beeinruckend ist auch die für den kleinen Ort beachtliche
gotische Jakobskirche. Der mächtige Kirchturm mit den vier zu Ecktürmchen
ausgestalteten Wichhäuschen
wurde 1480 errichtet und diente ursprünglich als Wehrturm.
Weiter geht es südostwärts.
Bevor wir, kurz hinter Netra, in Ifta thüringisches Gebiet
erreichen, erinnert ein Grenzwachturm auf der Höhe rechts des Radwegs uns
an in der Landschaft kaum noch zu spürende einstige deutsche Teilung. In
Deutschland ist weitgehend zusammengewachsen, „was zusammen gehört“,
wie Willy Brandt 1989 prophezeite.
In Ifta füllt
uns eine alte Dame dankenswerterweise unsere Wasserflaschen mit kühlem
Leitungswasser auf. Zeit für ein kurzes Pläuschchen muss sein. In den Dörfern
am Wege waren die wenigen vorhandenen Gaststätten an diesem Montag
durchweg geschlossen, und Menschen ließen sich auf der Straße auch nur
sehr selten sehen. Weiter geht´s. Kurz vor Creuzburg, das im
Wartburgkreis liegt, erreichen wir die Werra. An der nicht einmal
2.500 Einwohner zählenden Kleinstadt selbst werden wir durch eine
Kleingartenanlage teils auf Graspiste vorbei zur alten Werrabrücke
gelotst und radeln nun auf dem Werratal-Radweg
bis Hörschel, wo der Rennsteig beginnt. Ab Hörschel sind es noch
etwa 10 km bis Eisenach, die gleich mit einer kräftigen Steigung im Wald
beginnen.
Lutherhaus Eisenach
Kurz hinter dem
Opel-Werk, dem Nachfolger von Wartburg Eisenach, erreichen wir den
Westbahnhof und kurz danach unser Quartier am Wolfgang - so heißt die
Straße wirklich. Von dort sind es nur knapp 15 Gehminuten in die
Innenstadt und etwa 35 bis 40 Minuten bei einer schönen Wanderung hinauf
zur Wartburg. Diese bedeutende Anlage deutscher Geschichte soll diesmal
ausführlich besichtigt werden, weshalb wir unsere Quartierbuchung um
einen Tag verlängern. Die Wartburg gehört seit 1999 zum
UNESCO-Weltkulturerbe und ist das Wahrzeichen der Stadt.
Eisenach hat noch viel mehr zu bieten,
denn es ist die Geburtsstadt des weltberühmten Komponisten Johann
Sebastian Bach. Das Bachhaus erinnert an das Leben und Werk des
Musikers. Die Besucher des Museums können im Instrumentensaal des
Hauses einen Musikvortrag, bei dem live auf typischen
Original-Tasteninstrumenten musiziert wird, erleben.
Wartburg-Wanderung
Eisenach und die
Wartburg
Mitsamt Hin- und Rückmarsch
sowie Führung und Museumsbesichtigung haben wir uns knapp dreieinhalb
Stunden mit der Wartburg befasst. Es lohnt sich, dieses Zeugnis der
Geschichte genauer zu betrachten. Bis Mittag war es noch ziemlich ruhig,
erst dann wuchs der Strom der Touristen kontinuierlich an. Pech, dass
gerade mal wieder renoviert bzw. restauriert wurde, einige Teile des
kolossalen Bauwerks mit Folien verhängt und mehrere Räume nicht zugänglich
waren. Dennoch: Dieser Besuch hat sich wirklich gelohnt.
Eisenach und die
Wartburg sind unabänderlich mit dem Namen Martin
Luther verbunden. Luthers Beziehung zu Eisenach begann mit seiner hier
1497 einsetzenden Schulzeit und hielt ein Leben lang. Ab dem 4. Mai 1521
lebte er für rund 300 Tage auf der Wartburg, wo er das Neue Testament in
die deutsche Sprache übersetzte. Mehr unter www.luther-in-thueringen.com
Mehr über Luther-Spuren
an Radrouten in Deutschland.
Alles Wesentliche über
Eisenach finden Sie bei Wikipedia
und auf der Homepage der Stadt sowie
auf der Website von Thüringen-Tourismus
- dort kann man auch Unterkünfte in ganz Thüringen buchen.
Buchtipp:
Welterbestätten
in Deutschland: Die Wartburg
Bachhaus in Eisenach
Etappen/Entfernungen -
Video
bei YouTube
Kassel-Helsa
28 km, Datterode 70 km, Creuzburg 91 km
Fortsetzung:
Radweg Thüringer
Städtekette
Radwanderführer
Wir
benutzten den schön bebilderten, sehr übersichtlichen BVA-Spiralo (1.
Auflage 2006), der uns gut und sicher nach Eisenach lotste. Leider fehlt
hier ein Stadtplan von Eisenach. Den gibt es jedoch in dem
Radwanderführer zur Thüringer Städtekette. Dafür enthält der Spiralo
(Foto unten) zusätzlich eine Beschreibung der 190 km langen
Werra-Fulda-Radrundtour.
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Spickzettel
Route: Herkules-Wartburg-Radweg
Start/Ziel: Kassel-Wilhelmshöhe/Eisenach, ggf. auf dem 215 km langen
Rundweg wieder zurück
Bahnanreise: ebenso
Länge: nach Eisenach 105 km, zurück 110 km
Schwierigkeit: leicht bis mittel, nur wenige stärkere, dann aber
meist ziemlich kurze Steigungen (siehe
Bericht)
Übernachten: Quartiere siehe Bericht(e)
Internet: offizielle
Homepage - Wikipedia
Streckenverlauf
Radwanderführer: siehe unten
GPS-Track
+ Höhenprofil (Radroutenplaner Hessen)
Video
bei YouTube

Hoch droben im Hintergrund ist der
Herkules zu erahnen.

Orangerie in der Kasseler Karlsaue.

Über die Fulda geht es in die
Fuldaaue.

Schönes
Fachwerkstädtchen: Helsa. 
Fachwerkstraße
in Hessisch-Lichtenau. 
Meistens
tolle Wege und wenige Steigungen. 
Blick
auf Datterode. 
Schloss
Creuzburg. 
Autobahnbrücke
Hörschel. 
Lutherstube
auf der Wartburg. 
Im
Innenhof der Wartburg. 
Der
Autor vor dem kolossalen Bauwerk. 
Stadtschloss
und Rathaus Eisenach. 
Radtouren-DVDs
- ideal für Beamerschauen
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