Havel-Radweg: Für
Radler ein Hochgenuss
Erfahrungsbericht
über eine Radreise von
Waren/Müritz bis zur Mündung in die Elbe
Der
Havelradweg zählt zweifelsohne zu den schönsten und beliebtesten
Flussradwegen Deutschlands. Die 372 km verlaufen häufig auf bestens
ausgebauten Pisten, auf denen es sich teilweise fast von alleine rollt.
Allerdings gibt es vor allem im oberen Teil, in Mecklenburg, eine ganze
Reihe Steigungen zu bewältigen. Kommen Sie mit auf die Tour durch „Preußens
Landschaft und Kulturerbe“. Die deutsche Hauptstadt Berlin und Potsdam liegen am Wege.
1.
Tag: Anreise per Bahn
Die
Anreise zum Havel-Radweg erfolgt am besten nach Waren/Müritz. Entweder über
Berlin oder über Büchen bei Lüneburg. Ab Büskow war der kleine Zug
rappelvoll mit jungen Leuten, die mit Sack und Pack zum Festival nach
Neustadt/Glewe wollten. Die Luft zum Ersticken. Lange Wartezeit in
Ludwigslust. Dann endlich wieder Platz und Luft zum Atmen. Nach fast sechs
Stunden Fahrt Ankunft in Waren. Dort tummeln sich an diesem warmen
Donnerstag schon viele Touristen. Das Musik-Gedröhne an der Fischbude am
Hafen nervt nicht nur uns und konterkariert den Slogan von Ruhe und
Erholung, die man an der Müritz finden soll. Schade!
Wir
verlassen Waren. Die Fahrt nach
Ankershagen, zu unserem
Quartier, führt über den Fernradweg Berlin-Kopenhagen, da die
Havelquelle und damit der Beginn des Havelradwegs sich rund vier Kilometer
hinter unserem Tagesziel befinden. Ein wunderschöner Asphaltweg schlängelt
sich durch Buchenwald, auf kleinen Straßen radeln wir in hügeligem Gelände
durch reife, duftende Kornfelder. Viele sind schon abgemäht. Hügeliges
Land, in dem im Hochsommer die Farbe Braungelb dominiert. Pause in Federow
bei der Bunten Kuh, einem Café gegenüber der Adlerbeobachtungsstation.
Die Wege sind in Ordnung. Nur die Ausschilderung ist lückenhaft.
Mehr
über die Müritz und Waren finden Sie HIER.
In
Ankershagen befindet sich das
Schliemann-Museum. Der Entdecker Trojas hat einen Teil seiner Kindheit in
dem Dorf verbracht, seine Mutter liegt auf dem Friedhof neben der
Feldsteinkirche, einer der ältesten Mecklenburgs, begraben. Das
Heinrich-Schliemann-Museum in Ankershagen
widmet sich dem Leben und Werk Schliemanns.
Am ehemaligen Wohnhaus der Eltern, in dem
Schliemann acht Jahre seiner Kindheit verlebte, wurde 1959 eine
Gedenktafel angebracht. Nachdem sich 1977 eine Bürgerinitiative zur
Einrichtung einer Schliemann-Gedenkstätte gebildet und die
Kirchengemeinde im Pfarrhaus Räume dafür bereitgestellt hatte, wurde
diese im Jahr 1980 eröffnet. Sechs Jahre später wurde aus der Gedenkstätte
ein Museum. Quelle und mehr: Wikipedia
In einer
Seitenstraße von Ankershagen befinden sich mehrere Bauruinen nicht fertig gestellter
Wohnhäuser. Kein schöner Anblick. Die Flasche „Bier aufs Zimmer“
wird in unserem Hotel-Restaurant mit satten 3,50 Euro berechnet. Das
Essen, frischer Fisch, ist hervorragend. Das Mückengitter
im Fenster hat ein Loch, die Matratze ist hart wie ein Brett. Morgens um
sechs knallt die Sonne ins Zimmer, die das hellgelbe Rollo kaum dämpfen
kann. Hochsommer pur! weitere
Informationen
2. Tag: Nach
Zehdenick
Wir
starten gegen neun Uhr Richtung Havelquelle.
Ein Sandweg führt die paar hundert Meter in den Wald hinein. Die für
Touristen hergerichtete Quelle ist gerade defekt. Anscheinend ein
Pumpenausfall. Oder Wassermangel an diesen heißen Tagen? Die Inschrift
einer dicken Säule sagt uns: Hier ist die Havelquelle. Dabei fließt
dieser in die Elbe mündende Fluss aus vielen kleinen Quellen zusammen.
Aber das Kind muss ja schließlich einen Namen haben ...
Über die eigentliche Quelle gibt es eine informative Seite im Internet,
wonach der Bornsee der eigentliche Quellsee ist. mehr
Was
man über die Havel, ausgesprochen mit f in der Mitte, wissen
sollte:
Die
Havel ist ein Fließgewässer im Nordosten Deutschlands und mit 334 Kilometern
Länge der längste rechtsseitige Nebenfluss der Elbe. Die direkte
Entfernung zwischen Quelle und Mündung beträgt allerdings nur 94 Kilometer.
Die Havel entspringt in Mecklenburg-Vorpommern, durchfließt Brandenburg,
Berlin und Sachsen-Anhalt und mündet an der Grenze zwischen Brandenburg
und Sachsen-Anhalt in die Elbe. Sie fließt zunächst durch zahlreiche
kleine Seen in südlicher, dann in westlicher und schließlich in
nordwestlicher Richtung. Dabei beträgt der Höhenunterschied lediglich
40,6 Meter. ... 285 Flusskilometer verlaufen in Brandenburg. Der
größte Teil des Flusslaufs ist schiffbar. Fast im gesamten Verlauf
regulieren Wehre und Schleusen die Wassertiefe und Wasserführung. Trotz
des Ausbaus zur Wasserstraße hat die Havel dank der zahlreichen natürlichen
Seen, durch die sie fließt, ein beachtliches Speichervermögen und hält
ihren Wasserstand auch bei längeren Trockenperioden. ... Etliche
Seitenkanäle verkürzen den Wasserweg für die Binnenschifffahrt.
Der historische
Quellsee der Havel ist allerdings der Bornsee.
Nur wenige Meter nördlich befindet sich ihr historisches Quellseengebiet
um den heute in die Ostsee entwässernden Mühlensee. Die Quellseen der
Havel liegen südöstlich direkt neben der Wasserscheide von Nord- und
Ostsee. Die Havel fließt über die Elbe in die Nordsee, während alle Flüsse,
die weiter nordöstlich entspringen, in die Ostsee fließen. Quelle und
mehr: Wikipedia
Naturschutzgebiet bei Babke
Nach
dem Quell-Erlebnis sehen wir die Havel zunächst nur selten. Wir radeln
nach Kratzeburg mit seiner
Fachwerkkirche, sehen linker Hand den Käbelicksee,
schießen ein Foto der Dorfkirche in Babke und machen nach fast 30 Kilometern
im Biergarten an der Useriner Mühle
eine Pause mit Blick auf den Useriner See. Hier entlang führt auch der
Mecklenburgische Seen-Radweg, den ich bereits im Jahre 2012 gefahren bin. Einen
Radreisebericht finden Sie HIER.
Entlang
der Eisenbahnstrecke nähern wir uns auf hervorragenden Wegen Wesenberg,
zu dessen Schutz eine stark bewehrte Burg errichtet wurde. Sie ist heute
das Wahrzeichen der rund 3000 Einwohner zählenden Kleinstadt, einem
anerkannten Erholungsort. Ein Rest der Burgmauer, der Fangelturm,
wirkt besonders markant. 1992 begann eine umfangreiche Sanierung der Stadt
und der Burg u. a. im Rahmen der Städtebauförderung. Ganz in der Nähe
der Burg liegt der Bootshafen.
Nach
Ravensbrück
Nun
führt die Tour zunächst entlang der B 122 nach Süden. Doch bald sind
wir wieder im Waldschatten, der uns an diesem heißen Julitag vor der
Sonne schützt und ein wenig Abkühlung bietet. Mitten durchs Seengebiet führt
unsere Route über Seewalde und
Neu Canow nach Strasen.
Das Gebiet ist touristisch gut erschlossen, so dass es immer wieder mal
eine Einkehrmöglichkeit gibt. Duftende Kiefernwälder begleiten uns auf
dem Weg über Großmenow nach Steinförde. Auch den Radweg Berlin-Kopenhagen
treffen wir immer wieder, da er häufig den gleichen Verlauf hat wie der
Havel-Radweg.
Fürstenberg/Havel
sehen wir nur aus der Ferne, da unsere Route nach Ravensbrück
führt. Dort sollte man sich unbedingt die Gedenkstätte und das riesige
Lager anschauen. Insbesondere der Besuch des Krematoriums hinterlässt
einen bleibenden Eindruck.
Mahnmal Ravensbrück
Frauen-Konzentrationslager
Ravensbrück
Das Konzentrationslager Ravensbrück (auch KZ-
oder KL-Ravensbrück) war das größte deutsche Konzentrationslager
der Schutzstaffel (SS) für weibliche Häftlinge im Deutschen Reich. Es
bestand von 1938/1939 bis April 1945 im damaligen brandenburgischen
Landkreis Templin. Es befand sich in der Nähe der kleinen – damals
mecklenburgischen – Stadt Fürstenberg/Havel,
einem Luftkurort, rund 100 km nördlich von Berlin. Seit
1959 befindet sich auf dem Gelände die Mahn- und Gedenkstätte
Ravensbrück (neugestaltet 1991).
Mitte Januar 1945
waren im KZ mit seinen Außenlagern fast 46.100 weibliche und über 7.800
männliche Häftlinge registriert. Es kann von einer Belegungsstärke mit
25.000 Frauen im Januar ausgegangen werden, auf einem Raum von insgesamt
kaum einem halben Quadratkilometer, dessen Durchmesser also in fünf
Minuten zurückzulegen war. Quelle
und mehr: Wikipedia
Über
den lebhaften Touristenort Himmelpfort
am Stolpsee nähern wir uns allmählich unserem Tagesziel Zehdenick. Doch zuvor steht noch eine 15 km lange Walddurchfahrt auf
dem Programm. Nur der Ort Bredereichen
mit seiner Fachwerkkirche unterbricht die Ruhe der Waldeinsamkeit. 83 km
sind geschafft. In Dannenwalde
treffen wir auf die verkehrsreiche B 96, die nach Rügen führt, biegen
aber bald wieder in den Wald ein. Aber nicht, ohne uns zuvor in Petras
Bistro noch einmal für die letzte Wegstrecke zu stärken.
Über
Burgwall erreichen wir Mildenberg,
wo eine riesige Ziegelei zu
einem Technikmuseum umgestaltet worden ist. Ein Abstecher aufs Gelände
lohnt sich. Ziegelpark Mildenberg
Der Ziegeleipark
Mildenberg ist ein Industriedenkmal in der Nähe des Dorfes Mildenberg,
das seit 2003 Ortsteil der Stadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel in
Brandenburg ist. Er befindet sich auf dem Betriebsgelände zweier
benachbarter Ziegeleien, die noch bis 1991 in Betrieb waren. ... Ein Höhepunkt
der Produktion mit 625 Millionen Stück Mauerziegeln im Jahr, gebrannt in
57 Ringöfen,
war im Jahre 1910 erreicht. Berlin und seine Nachbarstädte Charlottenburg
und Schöneberg verzeichneten ihre größten Wachstumsraten vor dem Ersten
Weltkrieg.
Das Industriemuseum ist ein Ankerpunkt
der Europäischen
Route der Industriekultur (ERIH) und eine Station der Deutschen
Tonstraße. Es bietet in verschiedenen Erlebnis-Ausstellungen
Informationen über die Technik der Ziegelherstellung von handgestrichenen
Ziegeln bis zu der automatischen Strangpresse, die in den 1950er Jahren
die modernste Technik auf dem Gebiet darstellte. Eine andere Ausstellung
beschäftigt sich mit der Arbeitswelt der Ziegler, die als Wanderarbeiter
saisonal eingestellt wurden, und unter oftmals schlechten Bedingungen
lebten und produzierten, sowie die Entwicklung der Gewerkschaften.
Einen großen Bereich des
Ziegeleiparks nehmen betriebsfähige Feldbahnen mit unterschiedlichen
Spurweiten ein. Die Besucher bekommen einerseits, während der Fahrt mit
einer ehemaligen Ziegeleibahn, einen ersten Eindruck von dem großen Gelände
des Industriemuseums, andererseits lädt eine originale Tonlorenbahn zu
einer Fahrt durch die Tonstichseenlandschaft ein. Quelle
und mehr: Wikipedia
Parallel zur Havel rollen wir nun nach Zehdenick
(13.500 Einwohner) und beziehen unser Quartier, von dessen Biergarten aus man
gut die Doppelzug-Klappbrücke
über die Havel beobachten kann: die "Hastbrücke",
das Wahrzeichen der Stadt. Die heutige zweiflüglige Stahlkonstruktion
wurde in den Jahren 1991/92 errichtet. Die Einweihung fand zur
775-Jahr-Feier Zehdenicks statt. Quelle und mehr: Wikipedia
113 km sind in dem hügeligen Gelände
mit einem E-Bike noch ganz gut zu schaffen, zumal die Straßen und Wege an
diesem Tag durchweg die Note sehr gut verdient haben, ebenso wie die
Ausschilderung. Zehdenick ist ein ansprechender Ort mit viel Leben in der
"Marina", dem Bootshafen.
3. Tag: Nach
Potsdam
Zehdenick
verlassen wir vorbei an der gerade geöffneten Klappbrücke und radeln am
Ufer der Schnellen Havel und des Vosskanals südwärts. Die Sonne meint es
an diesem Tag ausgesprochen gut, so dass jeder Schatten eine Wohltat ist.
Hinter Bischofswerder passieren
wir eine schöne Allee, die uns nach Liebenwalde
mit dem schmucken klassizistischen Rathaus von 1879 führt. Die nahe Pfarrkirche
wurde vom berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel geplant und 1833
fertig gestellt.
Das klassizistische Rathaus in
Liebenwalde.
Von
Liebenwalde radeln wir bis zur Querung des Oder-Havel-Kanals weiter südwärts,
dem wir ab Kreuzbruch gen Südwesten
folgen. Über Bernöwe geht es
durch schattigen Wald auf glatter Asphaltpiste flott voran bis nach Oranienburg
(rund 42.000 Einwohner).
Die Stadt Oranienburg
nahm als Residenzstadt der Brandenburger Kurfürsten im 17. Jahrhundert
eine rasante Entwicklung. Aus dieser Zeit stammt das barocke Oranienburger
Schloss. Später entstanden große Industriebetriebe und Oranienburg wurde
ein wichtiger Industriestandort. International bekannt ist das ehemalige Konzentrationslager
Sachsenhausen im Norden der Stadt. Quelle: Wikipedia
Von der Stadt sehen wir allerdings wenig, da der Havel-Radweg dem Kanal
folgt, anschließend den Lehnitzsee
umkurvt und Borgsdorf erreicht.
Die Bebauung wird dichter, der Atem der Großstadt Berlin ist schon zu spüren.
In Birkenwerder schwenken wir
westwärts, radeln entlang von Hohen
Neuendorf und erreichen bald die Skulpturengärten und das
Bombardier-Werk von Hennigsdorf
(26.000 Einwohner).
Kurz darauf passieren wir einen Grenzturm der ehemaligen
Berliner Mauer, die den Anwohnern vier Jahrzehnte lang den Zutritt zum
Wasser verwehrt hat. Bericht
über den Mauerradweg
Fahrt durch das Verkehrsgewusel von
Spandau.
Wasserparadiese
Havel und Wannsee
Immer
entlang der Havel fahren wir nun Berlin entgegen, rasten in einem an
diesem warmen Samstag gut gefüllten Biergarten mit Badestrand und machen
uns nach längerer Pause auf gen Spandau.
Nun wird es Zeit, ein Quartier zu suchen. Viele Anrufe sind vergebens, da
an diesem Samstag rund um Berlin alles ausgebucht scheint. Erst in Potsdam werden wir bei einem Hostel ganz in der Nähe des Schlosses
Sanssouci fündig, und gegenüber können wir im Krongut
hervorragend speisen. Glück gehabt!
Bis
dahin sind aber noch einige Kilometer zu radeln. Wir müssen durch das
Verkehrsgewühl von Spandau,
ersparen uns die Zitalle, in der Rudolf Hess
seine Strafe verbüßt haben soll (was aber nicht stimmt - er saß im
Kriegsverbrechergefängnis Spandau),
und gelangen bei Pichelsdorf
wieder an die Havel, die hier eher als See zu bezeichnen ist. Am anderen
Ufer grüßt von der Höhe der Grunewaldturm
herab. Es wimmelt von Booten mit und ohne Segel. Vorbei an Gatow
radeln wir ufernah zum Fähranleger Kladow,
von wo wir mit der Fähre der Berliner Verkehrs-Gesellschaft nach Wannsee
übersetzen. Eine schöne Bootspartie für ganze 4,20 Euro - inklusive
Fahrrad.
Überfahrt nach Wannsee
Da
wir nicht entlang der lauten B 1 fahren wollen, nehmen wir den wunderschönen,
schattigen und nur leicht ansteigenden Weg um den Schäferberg - eine tolle Radelstrecke. Vor allem die Abfahrt nach
dem langen Anstieg ist ein Vergnügen. Am Ende des im zweiten Teil
ufernahen Weges landen wir, nach Passieren des Schlossparks
Glienicke, an der Glienicker
Brücke. Dahinter liegt Potsdam.
Durchs Holländerviertel fahren wir gen Bornstedt
und erreichen schnell unser Quartier. Die gute Lage nutzen wir natürlich
am Abend noch für eine kleine Radrundfahrt durch die riesige
Schlossanlage und den Park von Sanssouci.
Fazit: Vom Fahrradsattel sieht man einfach besser - und mehr! Gut
geschlafen in ruhiger Gegend und gegenüber im Krongut
hervorragend gegessen. Schöne
Fotos von Potsdam
Buchtipp:
Welterbestätten in Deutschland - Potsdam
4. Tag: Nach
Brandenburg und Milow
Im
Quartier gibt es kein Frühstück, weshalb wir uns schon um 8.30 Uhr in
die Stadt aufmachen. Gleich am Beginn der Brandenburger Straße, direkt
hinterm Potsdamer Brandenburger Tor, finden wir einen Bäcker und stärken
uns für die heutige Etappe nach Brandenburg (65 km) oder weiter. Mal
schaun!
In
Potsdam gelangen wir dank der guten Ausschilderung schnell an den Templiner
See, passieren Geltow und
queren die Havel per Brücke Richtung Werder. An diesem Sonntagmorgen
herrscht auf der Straße, deren begleitenden Radweg wir nutzen, kaum
Verkehr. Das ist wohl auch der großen Hitze geschuldet, die uns an diesem
Tag erstmals richtig zu schaffen macht. Es gibt nämlich längst nicht
mehr so viele schattige Passagen wie zuvor, dafür aber auch kaum noch
Steigungen.
So
kommen wir flott voran. Denn: Wer schneller fährt, hat den stärkeren
Fahrtwind, auch wenn der mit zunehmender Sonnenintensität kaum mehr kühlt.
Die Werder-Insel mit der
Altstadt lassen wir aus, die wir beide die schon auf früheren Touren
besucht hatten, etwa auf dem Mauerradweg
- Reisebericht HIER. Immer nach Nordwesten radelnd, passieren wir das
am anderen Havelufer liegende Ketzin,
wo der Havel-Radweg am Trebelsee wieder nach Westen bzw. Südwesten
abschwenkt. Bei Schmergow
umrunden wir die Halde mit dem Schutt aus Berlin, der dorthin nach dem
Krieg per Schiff transportiert worden ist.
In
Deetz finden wir endlich mal
wieder eine Einkehrmöglichkeit: das Havelstübchen. Dort esse ich einen
erfrischenden, knackigen Salat mit Obstanreicherung, der nur zu empfehlen
ist. Überhaupt sind wir den Mondpreisen im Raum Berlin-Potsdam entflohen
und zahlen nun wieder „normal“. Die Wegequalität ist weiterhin
sensationell gut, so dass wir auch an diesem Tag locken die 100-km-Grenze
knacken. Über Gollwitz mit seinem Gutsschloss nähern wir uns in der Mittagszeit Brandenburg.
Es ist tierisch heiß. Keiner hat Lust auf eine Stadtrundfahrt, zumal wir
beide Brandenburg von früheren Reisen schon kennen. Die Durchfahrt durch
die Stadt währt scheinbar unendlich.
Siehe auch den Radreisebericht Von Burgdorf nach Brandenburg
Brandenburg an der
Havel: Brandenburg an der Havel
ist eine kreisfreie Stadt und eines der vier Oberzentren im Land Brandenburg
(Deutschland). Sie ist eine Mittelstadt und gemessen an der Einwohnerzahl
die drittgrößte und an der Fläche die größte kreisfreie Stadt im Land
Brandenburg. Der Ort hat eine mehr als tausendjährige Geschichte.
Erstmals erwähnt wurde er 928 beziehungsweise 929.
Auf der Dominsel befinden sich das
Domstift Brandenburg mit der Domkirche
St. Peter und Paul, die Domklausur, deren Westflügel die ehemalige
Ritterakademie beherbergt. Weiterhin befinden sich auf dem Gelände die
Domkurien oder Domherrenhäuser und die St.
Petri-Kapelle.
Die St.
Katharinenkirche ist die evangelische Pfarrkirche der Neustadt und ein
herausragendes Beispiel der Backsteingotik aus dem 15. Jahrhundert. Das
Dominikanerkloster und Kirche St. Pauli befindet sich auf dem Gelände des
ehemaligen markgräflichen Hofes im Südwesten der Neustadt (nach
abgeschlossener Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten
Klosteranlage beherbergt der Komplex ab November 2007 das Archäologische
Landesmuseum). Quelle
und mehr: Wikipedia
Die
Ausfahrt aus der „Stadt im Fluss“, wie Brandenburgs Marketingleute sie
getauft haben, erfolgt neben Autostraßen. Erst beim Krugpark wird das
Radeln wieder angenehmer. Über Malge,
wo wir im Biergarten beim Campingplatz einkehren, erreichen wir auf
schattigen Pfaden, bei leicht hügeliger Topografie, bald Kirchmöser.
Sein Industriegebiet spiegelt die deutsche Geschichte der letzten 100
Jahre wider.
Bei Wikipedia erfahren wir: "Am
2. November 1914 fiel der Beschluss, zwischen dem Dorf Möser und der
Stadt Plaue auf der abgelegenen Halbinsel eine Pulverfabrik zu errichten.
Das Gelände wurde abgesteckt, und am 9. November 1914 wurde der Grundstücksübergang,
insgesamt 550 Hektar, im Katasteramt Genthin
besiegelt.Die Königlich-Preußische Pulverfabrik bei Plaue Havel
entstand in einem besonderen Bautempo. 400 Fabrikbauten und 172 Wohnungen
wurden in etwa einem Jahr aus dem Boden gestampft. 1916 wurde der
Wasserturm, 65 Meter hoch und bis heute Wahrzeichen Kirchmösers,
fertig. 4000 Arbeiter und Beamte sowie zusätzlich 2000 Kriegsgefangene
arbeiteten in der Fabrik." Quelle:
Wikipedia
Über eine nagelneue Brücke geht es weiter nach Plaue, dort auf einer verrosteten Uraltbrücke neben dem nicht sehr
ansehnlichen Schloss Plaue
weiter nach Briest.
Schön ist der Schlosspark, direkt am Ufer des Plauer
Sees gelegen. Er erstreckt sich über rund einen Kilometer am Ufer der
Havel entlang, die hier nach Norden in Richtung Elbe verschwenkt. Hier
beginnt auch der landschaftlich besonders reizvolle Fließabschnitt der
Unteren Havel. Quelle und mehr
Kurz
hinter Föhrde sind wir etwas verwirrt, weil die Beschilderung
aufhört. Laut Karte müssen wir mit der Fähre von Pritzerbe nach Kützkow
übersetzen. So radeln wir in den Ort und finden bald auch ein
Hinweisschild zum Fähranleger. Unser
Quartier haben wir schon kurz vor Brandenburg bestellt. Es liegt in Milow
bei Premnitz. Die Strecke dorthin auf einer Landstraße mit nur wenig
Schatten ist strapaziös, so dass wir in Jerchel
im Lokal „Zum Nussbaum“ nochmal einkehren wollen. Doch der Wirt
beharrt darauf, dass wir unsere Räder außer Sichtweite der Sitzplätze in die pralle
Sonne stellen, so dass wir weiter fahren. Auch ein Autofahrer muss unter
der Regulierungswut des Wirtes leiden und seinen PKW, der nicht exakt der
„Parkordnung“ gemäß abgestellt war (der einzige Wagen übrigens weit
und breit), umparken. Preußische (Un-) Tugenden !?
So
fahren wir also zu unserem „Haupt-Quartier“ in Milow
weiter, erhalten unseren Schlüssel und radeln noch die zwei Kilometer bis
zum ausgelagerten Gästehaus in Bützer
weiter. Geschafft! Zum Abendbrot reservieren wir uns gleich einen Tisch
mit Havelblick. Nach 107 km haben wir uns ein kräftiges Essen verdient!
Es gibt frischen Fisch aus der Havel …
5.
Tag: Nach Havelberg
Endlich
ein wenig Abkühlung durch ein frisches Lüftchen, das aber nicht lange
anhalten sollte. Schon um 8.30 Uhr brechen wir von unserem Quartier in Milow
bzw. Bützer auf. Der Havel-Radweg verläuft seit kurzem auf einer neuen,
verkehrsfernen Route. Statt wie in unseren Radlerkarten eingezeichnet
entlang der verkehrsreichen B 102 über Mögelin nach Rathenow fahren wir
über Bützer links der Havel zunächst auf nagelneuen Beton- und
Asphaltpisten naturnah entlang des Stromes.
Als
bei Böhne mit seiner holprigen
Ortsdurchfahrt die Neubaustrecke endet, beginnt eine 2,5 km lange
Betonplattenstrecke. Bis Havelberg sind es noch 45 km Aber auch die wird
im Zuge des mit EU-Mitteln geförderten Ausbaus des Havel-Radwegs bald
Vergangenheit sein. Unterwegs treffen wir mehrfach auf Bautrupps, die
einen neuen Radweg neben der Straße asphaltieren. Es geht voran im Lande
Sachsen-Anhalt, das wir rund 10 km hinter Göttlin
erreicht habe. Angesichts des starken Verkehrs auf der B 188, die in Rathenow beginnt und auch durch meinen Heimatort Burgdorf zwischen
Celle und Hannover führt, sparen wir uns die Tour in den Ortskern. Die
schwüle Hitze ist nichts für Stadtrundfahrten. Lohnen würde sich eine
solche aber dennoch.
Rathenow
bei Wikipedia:
Rathenow hat gut 24.000 Einwohner und ist der
Verwaltungssitz des Landkreises Havelland in Brandenburg. Die Stadt wurde
im Krieg zu 75 Prozent zerstört. In der Umgebung der
St.-Marien-Andreas-Kirche befinden sich einige erhaltene Fachwerkhäuser,
welche unlängst restauriert wurden. Ansonsten ist die Altstadt nach fast
völliger Kriegszerstörung von Bauten aus der Nachkriegszeit geprägt. Quelle
und mehr: Wikipedia
Nachdem
wir im Kaufland von Rathenow unseren Wasservorrat ergänzt hatten, ging es
zurück zum Radweg über die Straße nach Göttlin.
Entlang eines ehemaligen Militärgebietes, in dem noch die Panzerspuren
sichtbar waren und stählerne Panzersperren standen, führte uns der Weg
über eine Straße (Radweg wie angemerkt gerade im Bau) nach Grütz
und über Schollene und Rehberg
nach Garz. Es ist kein schönes Fahren auf der Autopiste zwischen
abgeernten braunen Feldern bei schwüler Hochsimmerhitze. Die Havel lässt
sich auch nicht mehr blicken.
Von
Kuhlhausen sind es nur noch
knapp 12 km bis in den Ortskern von Havelberg, wo wir rechtzeitig zum
Mittagsschmaus beim Griechen eintreffen. Die letzten Kilometer des in
Sachen Wegequalität beispielhaften Havel-Radwegs verlaufen zwischen Havel
und Elbe, in die die Havel bei Gnevesdorf nach
genau 372 Radwegekilometern mündet. Eine tolle Tour, die natürlich
im Frühsommer, wenn noch alles grünt und blüht, noch schöner ist. Als
Radler ist man ja vor allem froh, wenn es auf einer Tour nicht regnet. Und
trockenes, warmes Wetter hat Petrus uns ja beschert.
Etappen/Entfernungen
Waren-Ankershagen
38 km, Zehdenick + 113 km, Potsdam + 104 km, Milow + 107 km, Havelberg +
67 km, Gnevesdorf 18 km
Buchtipp
Radwanderführer
Verwendet:
BVA-Radwanderkarte 1:75.000
Links zu Fernradwegen in der Region:
Mecklenburger
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Elbe-Radweg
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Altmark und
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