Am Strom entlang, der einst innerdeutsche
Grenze war: die Elbe. Mehr als 500 km sind es auf dem Elberadweg von Magdeburg
über Tangermünde, Havelberg, Dömitz, Lauenburg, Hamburg und Stade nach
Cuxhaven. Quartiere gibt es durchweg reichlich, so dass jeder seine
Etappen nach eigenem Radelvermögen einteilen kann.
Elberadweg
auf neuen Wegen (Teil 4)
1998
hatte ich erstmals den Elberadweg zwischen Magdeburg und Cuxhaven
befahren. Acht Jahre später erinnert nur wenig an die Schotter- und
Betonplattenwege, Sandpisten und Kopfsteinpflasterstraßen von damals. Bei
teilweise neuer Wegeführung und aufgrund vieler Neubaumaßnahmen entlang
der Deiche fährt sich dieser Teil des Elberadweges heute ungemein
komfortabel. Ein Bericht über rund 500 km Fahrt entlang des Stromes.
Nach Tangermünde
Wer in Magdeburg startet und vielleicht in der sehr empfehlenswerten
Jugendherberge übernachtet hat, der erlebt in Hohenwarte mit einem
wunderschönen Blick über die Elbe sein erstes Natur-Highlight. Bald
darauf folgt ein Highlight technisch-baulicher Art: das Wasserstraßenkreuz
bei Burg, wo der Elbe-Havel-Kanal die Elbe quert.
Die
erste Etappe führt meistens auf oder hinter dem Elbebeich entlang und
erlaubt weite Blicke über Fluss und Land. Bei Ferchland, kurz hinter der
Schleuse Parey, müssen wir noch einmal klettern und werden wiederum durch
eine schöne Aussicht belohnt - einfach mal von der Hauptstraße links ab
zum hohen Elbeufer abbiegen. Über Jerichow mit der mächtigen
Klosterkirche erreichen wir über die große Brücke Tangermünde, eine
wahrhaft sehenswerte Stadt. Vor allem die Burg, das Rathaus und die alten
Stadttore bieten schöne Fotomotive.
Nach
Havelberg
Von Tangermünde aus radeln wir links der Elbe über Hämerten und
Storkau mit ihren landestypischen Feld- und Backsteinkirchen. Über
Billbergen, wo wir nach einem Reiterhof mit zahlreichen Rassepferden das
Gelände eines Jugendausbildungszentrums durchqueren, geht die Fahrt
vorbei an riesigen Sonnenblumenfeldern nach Arneburg. Das kleine
Fachwerkstädtchen verlassen wir gen Dalchau. Das vor uns liegende riesige
Industriegebiet war früher Standort des Kernkraftwerks Stendal,
das jedoch nie in Betrieb ging. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde der
Bau der beiden begonnenen Blöcke Anfang 1991 eingestellt. Die vier Kühltürme
mit je 150 Metern Höhe wurden 1994 bzw. 2001 gesprengt.
Vor
acht Jahren mussten die Elbe-Radler noch einen weiten Bogen um das Gelände
schlagen. Jetzt folgt man der Straße entlang der KKW-Ruine, schwenkt
„mitten drin“ links ab und durchquert das Gebiet. Bald erreichen wir
Altenzaun und biegen von der neuen Straße nach rechts in das Dorf ein.
Die Infrastruktur in der Gegend hat sich total verändert, so dass ältere
Landkarten nicht mehr zu gebrauchen sind. Bei Osterholz steht neben einem
Hydranten ein Wasserspeier, wo man den Durst löschen kann. Kurz darauf
wartet ein Backsteinbau der Frühgotik, die Ruine von Gut und Kirche Käcklitz,
auf mutige Menschen, die sich die steile Stiege auf den Turm hinauf
trauen. Die Aussicht wird allerdings durch hochgewachsenen Baumbestand
begrenzt.
Bei Sandau über queren wir mit der Fähre die Elbe. Im Ort fällt
sofort die Ruine des Kirchturms der Nikolaikirche ins Auge, wo wir links
ab den Ort verlassen - vorbei an einem Kriegerdenkmal zu Ehren der
polnischen Befreier. Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis Havelberg.
“Insel-
und Domstadt im Grünen” nennt sich diese kleine, fast unscheinbare
Stadt am Zusammenfluss von Havel und Elbe, zwischen Hamburg und Berlin.
Havelberg hat zwar nur knapp 7.200 Einwohner, aber als Bischofssitz eine
große Vergangenheit
und eine interessante touristische Zukunft. Unter www.havelberg.de gibt es
jede Menge Informationen darüber.
Nach
Wittenberge
Das schönste Stück Elbe erleben wir an einem sonnigen September-Sonntag.
Von Havelberg aus nehmen wir die Landstraße gen Bad Wilsnack ins
Visier und radeln auf einem gerade neu angelegten Radweg nach Nitzow. Kurz
darauf biegen wir links ab in die ruhige Natur der Havelmündung. Durch
einen Kiefernwald gelangen wir zum Wehrwärterhaus, wo schon die ersten
Angler ihre Würmer baden. Eine Bank lädt zum Verweilen und Beobachten
der vielfältigen Tierwelt. Links die Elbe, rechts der Gnevesdorfer
Vorfluter - so genießen wir die Fahrt durch diese traumhafte Landschaft.
Am Vorfluter sind Dutzende Angler im 20-m-Abstand in Position gegangen.
Von einem hölzernen Aussichtsturm aus lässt sich ihr Tun gut beobachten.
Nur noch ein Storchenpaar mit zwei Jungvögeln ist im „Europäischen
Storchendorf“ Rühstädt übrig geblieben. Auch sie werden bald gen Süden
abreisen - wie die anderen 33 Paare, die dort nach Auskunft einer
Hinweistafel 2005 wie 2006 ihre Jungen aufgezogen haben. Im idyllisch
gelegenen Biergarten beim alten Wasserturm sollte man sich die Zeit für
eine Tasse Kaffee unbedingt gönnen.
Rühstädt ist das storchenreichste Dorf Deutschlands, hat rund 240
Einwohner, ein spätbarockes Schloss mit schöner Parkanlage und
einem 300 Jahre alten Obelisken. Die Kirche aus dem 15. Jh besitzt einen
spätgotischen Schnitzaltar und eine restaurierte Wagner-Orgel. Das
Storchenhaus ist Sitz des Storchenclubs und in der Saison täglich von 10
bis 18 Uhr geöffnet. Info: www.storchenclub.de
Eine
besondere Attraktion ist die Live-Übertragung per Videoanlage aus einem
Storchennest auf dem Dach der Naturschutzstation. So kann das
Brutgeschehen beobachtet werden, ohne die Störche zu stören. Quelle: www.nabubrandenburg.de/zentren/ruehstaedt.htm
Der
Uhrenturm in Wittenberge
Von Rühstädt geht es noch knapp 20 km weiter nach Wittenberge. Schon von
weitem ist das Wahrzeichen der Stadt, eine der größten Turmuhren
Europas, zu erkennen ist. Der Uhrenturm wurde in den Jahren 1928/1929
ursprünglich als Wasserturm zur Versorgung der Singer-Nähmaschinenfabrik
erbaut. Zwei großräumige Wasserbehälter konnten 385 Kubikmeter bzw. 75
Kubikmeter aufnehmen. Noch immer gilt die Uhr des Turmes als die größte
Turmuhr des europäischen Festlandes. Ihr Durchmesser beträgt 7,57 m, die
Länge des Großen Zeigers 3,30 m, die des kleinen 2,25 m. Die
beleuchteten Zeiger und Ziffern strahlten nach der Inbetriebnahme 1929
weit in das Prignitzer Land und über die Elbe hinweg in die Altmark.
Das Stadtmuseum befindet sich in der Alten Burg, dem ältesten Wohnhaus
der Stadt. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde es 1669
als das Weiße Schloss der Edlen Herren Gans zu Putlitz erbaut. Die Alte
Burg gehört damit zu den frühesten noch erhaltenen Herrenhäusern aus
Fachwerk im Land Brandenburg.
Wittenberge hat nach der Wende zahlreiche Einwohner verloren. Davon
zeugen die vielen leerstehenden Wohnhäuser. Manche Straßenzüge sind
fast völlig menschenleer. Wittenberge hat heute weniger als 20.000
Einwohner. 1980 waren es noch rund 12.000 mehr. Neben dem Nähmaschinenwerk
(31. Dezember 1991) wurden auch das Zellstoffwerk (1990) und die 1990 in Märkische
Ölwerke GmbH Wittenberge umbenannte Ölmühle (18. Januar 1991)
geschlossen. Von den großen Betrieben blieb nur das (Reichsbahn-)
Ausbesserungswerk Wittenberge (RAW), das 1997 ebenfalls geschlossen wurde
(Quelle: www.lokschuppen-wittenberge.de).
Nun wird versucht, durch Umgestaltung des Zentrums die Stadt für Zuzügler
attraktiver zu machen. Quelle:
www.wittenberge.de
Nach
Dömitz
In flotter Fahrt auf guten, flussnahen und hervorragend ausgeschilderten
Wegen nähern wir uns nun der alten Festungsstadt Dömitz. Rechter Hand,
bei Klein Schmölen, liegt die größte Wanderdüne des Naturparks
Mecklenburgisches Elbtal, die zum Teil noch heute vegetationslose Flächen
aufweist. Quelle: www.elbetal-mv.de
Bald
kommt Dömitz in Sicht. Die alte Eisenbahnbrücke und die
neue, 1991/92 erbaute Straßenbrücke mit dem weithin sichtbaren Bogen
sind ein Blickfang.
Der erste Spatenstich zum Bau der 1050 m langen Eisenbahnbrücke erfolgte
am 8.9.1870. An jedem Brückenende befand sich ein wehrhaft ausgebautes Brückenhaus.
Beide Brückenhäuser sollten im Kriegsfall gute Verteidigungsmöglichkeiten
für die Brücke geben. Der wehrhafte Ausbau der Brückenhäuser und die Nähe
zur Dömitzer Festung, die zur Bauzeit der Brücke noch militärisches
Objekt und Standort eines mecklenburgischen Regimentes war, sind Hinweise
auf die wichtige strategische Lage und Funktion der Dömitzer Eisenbahnbrücke.
Im August 1873 war der Bau der Eisenbahnbrücke beendet, am 20. April 1945
wurde sie durch einen Angriff alliierter Bomber zerstört. Als Mahnmale für
die Zerstörungen des Krieges und als Symbol für die deutsche Teilung
standen die Brückenruinen mehr als vierzig Jahre an den Ufern der Elbe.
Heute werden immer mehr Stimmen laut, die auch einen Wiederaufbau der
Eisenbahnbrücke fordern. Quelle: www.doemitz.de
Die Festungsanlage
Dömitz, gelegen am mecklenburgischen Elbeufer, ist eine der wenigen
sehr gut erhaltenen Flachlandfestungen des 16. Jahrhunderts in
Norddeutschland. In der Form eines Fünfecks angelegt und mit Bastionen
und Kasemattengewölben versehen, zeigt sie die eindrucksvolle
Wehrarchitektur der Renaissance. Seit 1953 beherbergen die Mauern der
Festung ein Museum zur Region und Stadt Dömitz.
Fritz
Reuters niederdeutsche Literatur hat wohl am meisten dazu beigetragen,
dass die Stadt mit ihren 3.300 Einwohnern weit über Mecklenburgs Grenzen
hinaus bekannt geworden ist. Der Schriftsteller hat vieles davon während
seiner Festungshaft in Dömitz verfasst. Quelle: www.festung-doemitz.de
Vier
Kilometer außerhalb von Dömitz kann man im Landgasthof Heidekrug in
Heidhof günstig übernachten. Auch die Speisekarte gibt dort einiges her.
Einziger Nachteil: die vorbeiführende Landstraße ist ziemlich
verkehrsreich. Dafür können wir am nächsten morgen aber die Ruhe auf
dem Weg nach Rüterberg genießen, das wir auf schattenreichen Wegen
schnell erreichen. Nur eine kurze Strecke führt über die B 195.
Dorfrepublik Rüterberg Die Elbe bildete mit 98 Stromkilometern die Grenze zwischen BRD und
DDR von Schnackenburg bis Lauenburg. 1967 wurde das Elbdorf Rüterberg-Broda
dazu mit einem zusätzlichen, zweiten Grenzzaun versehen. Der Zugang zum
Dorf war fortan nur durch ein von Grenzposten bewachtes Tor möglich.
Nachts war dieser Zugang verschlossen.
Die
Einwohnerzahl hatte sich zwischen 1961 und 1989 zwangsläufig von ursprünglich
300 auf 150 reduziert. Der im sogenannten „Schutzstreifen“ gelegene
Ortsteil war zusätzlich mit Hundelaufanlagen und Signaleinrichtungen
„gesichert“. 1981 wurde der Ortsteil Broda dem Erdboden gleichgemacht,
zwei Ziegeleien, ein Sägewerk und zahlreiche Wohngebäude verschwanden
bis auf ein Beobachtungsobjekt der Grenztruppen. Unmittelbar nach der
Wende 1989 erklärte sich Rüterberg nach dem Vorbild der schweizerischen
Urkantone zur Dorfrepublik. 1991 erhielt die ehemalige Gemeinde vom
Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern des Recht verliehen, künftig
die Bezeichnung „Rüterberg Dorfrepublik 1967-1989“ führen zu dürfen.
Mit der Gemeindefusion im Jahre 2004 ist Rüterberg ein Ortsteil der Stadt
Dömitz geworden. Das erhaltene eiserne Grenztor, versehen mit einem
Gedenkstein, einer Informationstafel und ständiger internationaler
Beflaggung, erinnert an die Zeit der Teilung der beiden deutschen Staten.
Quelle: www.doemitz.de
Nach
Bleckede und Lauenburg Von Rüterberg aus lässt es sich trefflich auf meist topfebenen
Betonpisten hinterm Deich radeln. Allerdings sollte man schon mal einen
der Wege hinauffahren und einen Blick auf die Elbe werfen, wie ihn vor der
Grenzöffnung die wenigen DDR-Bewohner erlebten, die sich dem Ufer nähern
durften. Wir sehen auf der anderen Seite Hitzacker vorbeiziehen, das
derzeit wieder durch eine „Fähre auf Anruf“ erreichbar ist. Wir
bleiben aber rechtsseitig bis Darchau, wo der Elberadweg durch einen Zaun
versperrt ist: Bauarbeiten am Deich - inzwischen natürlich längst
beendet. Den großen Umweg
über Neuhaus wollen wir uns ersparen und wechseln mit der Fähre ans
andere Ufer. Bald erreichen wir Bleckede und statten dem Elbeschloss und der
schönen Altstadt einen Besuch ab.
Auch
in Bleckede lohnt es sich zu verweilen, aber
wir haben nun mal bei der Planung "am grünen Tisch" zu Hause als
Tagesziel Lauenburg auserkoren, wo wir am Abend einen ausgedehnten Altstadtbummel
unternehmen.
Lauenburg
Lauenburg liegt an einer der ältesten Handelsstraßen im Norden
Deutschlands; an der "Alten Salzstraße". Diese führt vom
niedersächsischen Lüneburg über Lauenburg, Büchen, Mölln und
Ratzeburg nach Lübeck. Die Straße ist bis heute als ursprüngliche Route
erhalten.
Charakteristisch für die Stadt Lauenburg ist ihre Altstadtsilhouette, an
der Elbe gelegen, umrahmt vom hohen Elbufer. Dominant sind das Schloss mit
Schlossturm und der Kirchturm der Maria-Magdalenen-Kirche. Lauenburgs
Altstadt ist übrigens das größte Denkmalensemble in Schleswig-Holstein.
Der Rufer, ein Symbol der Stadt, grüßt als Bronzefigur vorbeifahrende
Schiffe und Besucher. Der Platz beim Rufer ist heute Anlegestelle für
Personen- und Ausflugsschifffahrt. Einige Schritte entfernt, gegenüber
dem Restaurant "Zum Alten Schifferhaus", befindet sich das schöne
Fährhaus des Fährmannes. Quelle:
www.lauenburg.de
Nach
Hamburg
Von Lauenburg radeln wir zunächst entlang der B 5 Richtung Geesthacht.
Bei Glüsing weist ein Schild des Elberadweges nach links in den Wald. Gut
beschattet fahren wir bergauf-bergab auf teilweise holprigem Weg gut zehn
Kilometer bis Tesperhude. Dort erblicken wir wieder die Elbe, die zuvor
nur gelegentlich zwischen den Bäumen hindurch glitzerte. Und auch das Kernkraftwerk
Krümmel taucht kurze Zeit später auf. Daneben befindet sich das mit
Unterstützung regenerativer Energien betriebene Pumpwerk, das Wasser aus
der Elbe in einen höher gelegenen Speichersee befördert. Bei
Stromspitzenverbräuchen in Hamburg läuft dieses Wasser durch dicke Rohre
talwärts und treibt dabei Turbinen an.
Die Rundfahrt durch Geesthacht ist schnell abgehakt: ein mordernistisches
Rathaus, eine Fachwerkkirche und ein ebensolches Museum sowie die
Palmschleuse, die älteste Kammerschleuse Europas, landen im Speicher
unserer Digitalkamera. Weiter geht’s durchs Gemüse- und Obstanbaugebiet
Vierlande gen Hamburg. Plötzlich landen wir - einen Radwegweiser müssen
wir übersehen haben - bei Lütjenburg am Zollenspieker-Deich, dem
wir auf nagelneuer Asphaltpiste bis Moorfleth folgen. Hinter der Brücke
geht der Elberadweg links ab und folgt dem Deich bis Rothenburgsort.
Rechts kann man Golfspielern beim Üben in einer riesigen, netzumspannten
Abschlaganlage zuschauen, die aussieht wie eine Raubvogelvoliere im Zoo.
Fix
durch
Hamburg Die
Durchfahrt durch die Riesenstadt gestaltet sich mangels eindeutiger
Beschilderung äußerst schwierig. Irgendwann haben wir dann den
Elberadweg völlig verloren. Aber mit Karte, Kompass, einem guten
Orientierungsvermögen und Passantenhilfe finden wir den richtigen Weg
durch das Verkehrsgewimmel. Ampeln, viel zu schmale, von Fußgängern
verstellte Radwege ... Nur raus hier! Ab Övelgönne wird es
endlich wieder ruhiger. Und im Imbiss Ecke Falkensteiner Weg in Blankenese,
wo ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis geboten wird (sonst ist
Blankenese ja sündhaft teuer), rasten wir und schauen den vorbeiziehenden
Schiffen und den Radlern und Fußgängern auf dem Uferweg ein ganzes
Weilchen zu.
Nach
Stade Bis Wedel lässt es sich gemütlich radeln. Beim Kraftwerk mit
den beiden hohen Türmen kann man den Weg abkürzen, indem man die Brücke
über die Gleise der Werksbahn nimmt. Am anderen Ende stößt man auf den
nur für Fußgänger zugelassenen Uferweg. Es lohnt sich, dort entlang zu
schieben, denn der Blick über die Elbe ist ein wahrer Genuss.
So erreichen wir die Schiffsbegrüßungsanlage am Schulauer Fährhaus.
Die Texte und Hymnen vom Tonband sind schon von weit her zu hören. Viele
Menschen tummeln sich hier an diesem herrlichen Nachmittag.
Wir wollen aber mit der Fähre ans andere Ufer und haben Glück, da sie in
fünf Minuten gen Lühe ablegt. Auf dem Parkplatz dort stehen
zahlreiche Imbissbuden, hier gibt es auch einen leckeren Backfisch mit
„Flens“. Von Lühe nach Stade ist es nun nicht mehr weit.
Altstadtbummel in Stade
Am Abend steht selbstverständlich ein Altstadtbummel auf dem Programm.
Wasser spielt in Stade die Hauptrolle: So auch am Alten Hansehafen
neben den vielen schmucken Bürgerhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Einer
der schönsten Plätze ist sicherlich der Fischmarkt mit seinem
rekonstruierten Holztretkran, umrahmt von Kaimauern und herrlichen Fachwerkhäusern.
Weiter geht der Weg an dem barocken Turm der St.-Cosmae-Kirche vorbei zum
Rathaus, dessen gotische Kellergewölbe den großen Brand von 1659 überstanden
haben. Das Rathaus selbst ist ein von der niederländischen Renaissance
und vom Frühbarock geprägter Backsteinbau. Ganz in der Nähe liegt der
Pferdemarkt mit dem Zeughaus aus dem 17. Jahrhundert in der Mitte. Quelle:
www.stade.de
Hinweis:
Zwischen Hitzacker und Bitter, früher auf DDR-Gebiet und
unerreichbar, verkehrt seit dem 1. April 2005 die Fähre "Elbe",
vom 1. April bis 15. Oktober täglich zwischen 9 und 18 Uhr, soweit es der
Wasserstand erlaubt. Außerhalb dieser Zeiten nach Absprache mit dem stets
erreichbaren Fährmann: Tel. 0160 / 5 96 06 68. So ist also ein Abstecher
vom rechten Elbufer hinüber nach Hitzacker kein Problem mehr.
Nach
Cuxhaven
Von Stade führt der Elberadweg zunächst - Schilder? Nicht gefunden! -
nordöstlich Richtung Hörne aus der Stadt heraus. Nächstes Ziel ist Bützfleth,
wo wir in der scharfen Linkskurve der Straße geradeaus weiter an den
Deich gelangen. Bald liegt eine merkwürdige Brücke vor uns: Grauerort.
Gegenüber dem Pagensand liegt Grauerort. Ein historischer Platz.
Die Festung Grauerort wurde in den Jahren 1869 bis 1879 von den Preußen
zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe errichtet. Man nutzte die
hohe Altmarsch nahe des Fahrwassers der Elbe aus, um in der Zeit, in der
die Spannungen mit Frankreich zunahmen, schnell einen wirksamen Schutz des
Hamburger Hafens zu haben. Bereits im deutsch französischen Krieg 1870/71
war die Festung einsatzbereit. Die Festung wurde jedoch nie in
Kampfhandlungen verwickelt.
Die
250 m lange Landungsbrücke für den Schiffsumschlag war über eine
Schmalspurbahn angebunden, deren Gleise noch zu sehen sind.
Ein
Stück weiter, in Barnkrug, befindet sich an der Elbe ein 42 Meter
hoher Turm der „Jagd-Schrot & Hagel-Fabrik Haendler &
Natermann“ zur Herstellung von Schrotkugeln. Dieser Turm wird aber heute
nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck genutzt.
Bis Krautsand radeln wir auf dem Elberadweg nun entlang des Deiches
und überqueren das Sperrwerk Ruthenstrom. Da in Wischhafen gerade die
Klappbrücke des Sperrwerks repariert wird und daher unpassierbar ist,
biegen wir vor dem Leuchtfeuer, gleich beim Deichgrafen-Denkmal, links ab
Richtung Dornbusch und erreichen bald Wischhafen, von wo Autofähren als
schwimmende Brücke nach Glückstadt dienen.
Sehenswert
ist in Wischhafen das Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum in
der Hafenstraße. Natürlich befasst es sich mit der Küstenschiffahrt.
Was ist daher anschaulicher, als das Leben und Arbeiten an Bord eines Küstenmotorschiffes
im Maßstab 1:1 zu zeigen? Im ersten Obergeschoss des Museums findet der
Betrachter einen solchen Nachbau. Der Besucher erfährt viel über die
Bedingungen, die an Bord geherrscht haben. Selbstverständlich darf sich
jeder Besucher in das Ruderhaus stellen und sich ein wenig als Kapitän fühlen.
Info: www.kuestenschiffahrtsmuseum.de
Deich-Einsamkeit Anschließend geht es in die Einsamkeit des Außendeichs. Hinter dem
schmucken Ort Freiburg schlägt der Radweg einen großen Bogen. Das
Kernkraftwerk Brokdorf am anderen Elbufer wird immer größer. Vom Deich
aus hat man einen schönen Blick über die Elbe. Zügig radeln wir weiter,
der Südostwind schiebt uns förmlich unserem Ziel Cuxhaven
entgegen. Plötzlich ein Schock: Auf dem Radwegweiser steht als
Entfernungangabe 70 km. Vier Kilometer weiter sind es nur noch 58 km, und
weiter zehn Kilometer weiter nur noch 28 km, was dann auch unseren
Vorausberechnungen entspricht. Irgend etwas ist da wohl am „grünen
Tisch“ durcheinander geraten.
Sei’s
drum. Nachdem wir das Oste-Sperrwerk hinter uns gelassen und den Hadelner
Kanal bei Freudental erreicht haben, wird das Radeln noch einmal zu
einem echten Genuß.
Tipp: In Altenbruch befindet sich ein
U-Boot-Archiv, das 1950 als persönliche Sammlung des ehemaligen
U-Boot-Wachoffiziers Horst Bredow gegründet wurde. Seither entwickelte es
sich zur zentralen Informationsstelle der westlichen Welt in allen
U-Boot-Fragen.
Im Laufe der Zeit ist nun auch eine Sammlung von wertvollen Ausstellungsstücken
entstanden. Heute existieren in dem Archiv (nur für Fachbesucher) ca.
50.000 Fotos, Angaben über alle U-Boote des In- und Auslands und deren
Entwicklung bis heute sowie eine umfangreiche Bibliothek der gesamten
einschlägigen Literatur. Das Museum in der Bahnhofstraße 57 ist
von dort aus schnell erreichbar, wo am Strand die Strandkörbe stehen.
Info: www.u-boot-net.de
Vorbei
an Otterndorf und Altenbruch, nun vor dem Deich und
bisweilen direkt an der Brandung, nähern sich schnell die Cuxhavener
Hafenanlagen. Wir fahren durch ein geschlossenes Tor, ähnlich den vielen
zuvor passierten Toren, die für weidende Schafe unpassierbar sein sollen,
und landen auf einem streng bewachten Firmengelände. Kein Schild des
Elberadwegs hat uns nach links verwiesen, kein Verbotsschild das
Weiterfahren verwehrt. Ärgerlicher Zeitverlust.
Über Eisenbahngeleise geht es dann zum Steubenhöft, von früher
die Auswanderer nach Amerika abreisten und das heute besichtigt werden
kann. Und wenn am Steubenhöft und an den Hapag-Hallen die großen
Kreuzfahrtschiffe abgefertigt werden, dann wird die Faszination der
historischen und weltweit einzigen noch in Betrieb befindlichen
Auswanderungsanlage wieder lebendig. Die Ausstellung "Abschied nach
Amerika" versetzt den Besucher zurück in längst vergangene Zeiten,
als am "Kai der Sehnsucht" Tausende von Auswanderern nach
Amerika aufbrachen.
Vor
Cuxhaven befindet sich eine der größten zusammenhängenden
Wattenflächen. Sie stellt einen einzigartigen Lebensraum dar, der neben
dem Hochgebirge zu den letzten Naturlandschaften Europas zählt. Quelle: www.cuxhaven.de
Cuxhaven,
die nördlichste Stadt Niedersachsen, liegt direkt an der Nordsee und hat
rund 53.000 Einwohner. Die Kugelbake, ein altes Seezeichen und
gleichzeitig auch das Wahrzeichen der Stadt, bezeichnet den Punkt, an dem
die Binnenschifffahrt aufhört und die „Große Fahrt“ beginnt. Die
Wattenflächen, alten Sehenswürdigkeiten und das Flair der Küstenstadt laden
unbedingt zum Verweilen ein. Ein Wochenende zur Erholung an eine lange
Radtour mit dem Ziel Cuxhaven drangehängt ist sicher eine gute Idee. Und
die Übernachtung in einem Ferienhaus
in Cuxhaven bietet Ruhe und Gemütlichkeit, bevor es dann an den
Heimweg geht.
Auch
unsere Fahrt hört hier auf. Vom Bahnhof aus geht es heimwärts, nicht
mehr - wie früher - ohne Umsteigen direkt nach Hannover. Heute muss in
Bremerhaven und Bremen-Lehe bzw. mindestens einmal in Lehe umgestiegen werden. Da freuen sich die schwer
bepackten Radler ganz besonders .... Aber es soll ja demnächst wieder
anders werden.
Entfernungen
ca. Magdeburg-Tangermünde 90 km
Stendal-Havelberg 63 km (alternativer Tour-Einstieg)
Havelberg-Dömitz 105 km
Dömitz-Lauenburg 80 km
Lauenburg-Stade 100 km Stade-Cuxhaven
Kugelbake 100 km